Blaschko ohne "w"
Ein sozial engagierter Arzt stand Pate für die Allee

Das Straßenschild vor der farbenprächtigen Fassade des hinduistischen Tempels. | Foto: Schilp
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Kaum eine Neuköllner Straße wird so häufig falsch geschrieben wie die Blaschkoallee. Zu gerne mogelt sich ein „w“ an das Ende der zweiten Silbe. Namensgeber war jedoch der Arzt Alfred Blaschko (1859–1922).

Der Rechtschreibfehler lässt sich leicht nachvollziehen, denn viele Bezeichnungen in Brandenburg und Berlin enden auf das slawische „ow“. In Neukölln gibt es gleich zwei Ortsteile, bei denen das der Fall ist: Rudow, das von „ruda“ (rote Erde, Eisenstein) kommt, und Buckow, das sich von dem Wort „buk“ (Buche) ableitet.

Dass die Blaschkoallee 1932 nach einem Mediziner benannt wurde, war sicherlich kein Zufall. Denn bei dem markantesten Gebäude, das an der knapp einen Kilometer langen Straße liegt, handelt es sich um das damalige Krankenhaus Britz, heute Bürger- und Standesamt.

Alfred Blaschko, Sohn eines Freienwalder Arztes, studierte in Berlin. Später arbeitete er bei einer großen Krankenkasse und betrat wissenschaftliches Neuland. Er gilt als einer der Ersten, die sich mit beruflich bedingten Hautkrankheiten beschäftigten. So wies er beispielsweise nach, dass Metallarbeiter Spuren von Silber in der Haut hatten.

Mit Quecksilber gegen die Syphilis

Mit viel Engagement widmete er sich auch den sexuell übertragbaren Leiden. Er fand heraus, dass Quecksilberinjektionen, mit denen die Syphilis üblicherweise bekämpft wurde, die Lunge schädigen. Er setzte sich dafür ein, Geschlechtskranke ganz normal in Krankenhausstationen aufzunehmen und zu behandeln, statt sie sittenpolizeilich überwachen zu lassen. Schließlich setzte er auf Vorbeugung und machte sich für Verhütung und Aufklärung stark. Im Jahr 1902 war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten.

Aufsehen erregte er außerdem, als er sich 1895 intensiv mit der Lepra auseinandersetzte, die im Kreis Memel aufgetreten war. Er schaffte es, dass ein Spezialkrankenhaus – ein Leprosorium – für die Menschen eingerichtet wurde, die sich mit dem gefährlichen Bakterium infiziert hatten.

Obwohl habilitiert, geschätzt und anerkannt – eine Professur bekam Alfred Blaschko nie. Denn er war Sozialist, Mitglied der SPD und Jude. So ist es keine Überraschung, dass die Nationalsozialisten 1934 seinen Namen aus dem Stadtbild tilgen wollten und die Blaschkoallee in Böwedamm umbenannten. Erst zwei Jahre nach Kriegsende, am 31. Juli 1947, bekam die Straße ihren Namen zurück.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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