Zu Ehren des Gottes Murugan
Hinduistische Gemeinde lädt zum Tempelfest an der Blaschkoallee
Drei Wochen lang dauert das alljährliche hinduistische Tempelfest und jedermann ist dazu eingeladen. Auf dem Gelände des Sri Mayurapathy Murugan Tempels an der Blaschkoallee 48 gibt es unterschiedliche Zeremonien und Feierlichkeiten zu erleben.
Der Auftakt ist am Donnerstag, 16. August, um 11 Uhr mit dem Hissen der Tempelfahne. Danach sind Besucher jeden Tag von 9 bis 13 Uhr und von 16 bis 20 Uhr willkommen. Den Höhepunkt des Festes bildet der große Prozessionsumzug am Sonnabend, 8. September. Gegen 12 Uhr begleiten Hunderte Gläubige, Anwohner, Musiker und Tänzer einen Wagen mit einem Bildnis des Tempel-Gottes Murugan. Es geht einmal ums Karree: die Blaschkoallee entlang, über den Britzer Damm, die Hannemann- und die Riesestraße zurück zum Ausgangspunkt.
Auch außerhalb des Festes steht das Gelände täglich für Besucher offen. Es gibt nur wenige Regeln: Das Betreten des Tempels mit Schuhen ist nicht gestattet, dort darf auch nicht fotografiert werden, Alkohol und Zigaretten sind auf dem Gelände tabu – und es sollten weder Fleisch noch Wurst mitgebracht werden. „Hindus sind Vegetarier“, betont Nadarajah Thiagarajah, Vorsitzender des Tempelvereins.
Er ist 1981 aus Sri Lanka nach Deutschland gekommen. In seiner Heimat war er Funker bei der britischen Marine. Als die politische Lage zunehmend schwieriger wurde, entschloss er sich zu gehen. Seine Frau und Kinder folgten einige Jahre später. Thiagarajah war 1990 unter den neun tamilischen Gründungsmitgliedern der Gemeinde. Der Andachtsraum war damals im Keller eines Wohnhauses in der Kreuzberger Urbanstraße. Schnell kamen Gläubige hinzu. 2008 konnte das Grundstück an der Blaschkoallee gekauft werden – „der Kredit läuft aber noch“, sagt Thiagarajah, der für die Organisation des Tempelbaus verantwortlich war.
Vor fünf Jahren, im September 2013, konnte der einzige hinduistische Sakralbau in Berlin eröffnet werden. Er misst 13 mal 15 Meter, die rot-weiß gestrichenen Außenwände symbolisieren die roten und weißen Blutkörperchen des Menschen. Handwerker aus Südindien fertigten Türen, Tore und Schreine. Die Götterfiguren lieferte eine berühmte indische Bildhauerwerkstatt.
Im Tempel gibt es acht Schreine mit Gottheiten. Im Zentrum Murugan, Kämpfer gegen böse religiöse und weltliche Kräfte, Er ist der Sohn von Shiva und Parvati, Bruder des elefantenköpfigen Gottes Ganesha. „Murugan ist der wahre Vorstand unserer Gemeinde, ich bin nur sein Sprecher“, so Thiagarajah.
Jeden Tag treffen sich hier Gläubige, es gibt sechs Verehrungszeremonien für Murugan, die erste um 7.30 Uhr, die letzte um 19.30 Uhr. Rund 600 Mitglieder zählt die Gemeinde inzwischen, etwa zehnmal so viele Hindus leben in Berlin. Ein zweiter Tempel ist seit Jahren im Bau, ebenfalls in Neukölln, an der Hasenheide. Haben in der Britzer Gemeinde hauptsächlich Tamilen aus dem nördlichen Sri Lanka ihre religiöse Heimat gefunden, sind es an der Hasenheide überwiegend Inder. Ihr Tempel ist Ganesha, dem Bruder Murugans, geweiht.
Allein diese Tatsache zeige, dass es keinen Konkurrenzgedanken oder gar Animositäten zwischen den Gemeinden gebe, erklärt Thiagarajah. Der Hinduismus schreibe auch Toleranz gegenüber anderen Religionen groß. Er selbst sei ein gutes Beispiel: Lebt er doch in einer Wohnung, die der katholischen Kirche gehört und direkt ans christliche Gotteshaus grenzt.
Weitere Infos unter Telefon 694 69 00 und www.mayurapathy-murugan-berlin.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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