Erinnerung an einen Boxer
Initiative Hufeisern gegen Rechts veranstaltet Filmvorführung
Der Film „Gipsy“ wird am Sonnabend, 9. November, um 19 Uhr im Diakonie-Haus Britz in der Buschkrugallee 131 gezeigt. Erzählt wird, wie die Nationalsozialisten einen erfolgreichen Boxer zugrunde richteten.
Veranstalter ist die Anwohnerinitiative Hufeisern gegen Rechts. Sie will den 94. Jahrestag der Reichspogromnacht zum Anlass nehmen, auch auf den Völkermord an den Sinti und Roma aufmerksam zu machen, die den Nazis – genau wie die Juden – als „Schädlinge für die Volksgemeinschaft“ galten.
Der Film handelt von Johann „Rukeli“ Trollmann. Der Sinto war Anfang der 1930er-Jahre ein herausragender Boxer. Als er im Juni 1933 den Kampf um die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gewann, wurde ihm der Titel nach wenigen Tagen unter einem fadenscheinigen Vorwand wieder aberkannt. Ein „Zigeuner“ durfte unter Hitler kein deutscher Meister sein. Trollmann wehrte sich mit einer aufsehenerregenden Aktion. Bei seinem nächsten Kampf trat er weiß gepudert und blondiert an, um die angebliche Überlegenheit der „arischen Herrenrasse“ zu karikieren – und verlor absichtlich.
Die Nazis ermordeten während ihrer Diktatur mehr als eine halbe Million Sinti und Roma. Johann Trollmann war eines der Opfer. Nach jahrelanger Misshandlung wurde er im Jahr 1944 im Konzentrationslager Neuengamme von einem Aufseher erschlagen. Seine sportliche Rehabilitation ließ fast 60 Jahre auf sich warten: Erst 2003 hob der Bund Deutscher Berufsboxer die Verweigerung des Meisterschaftstitels auf.
In den Hauptrollen des Dokudramas aus dem Jahr 2013 sind Hannes Wegener (Johann Trollmann) und Hannelore Elsner (Friederike Trollmann, Johanns Mutter) zu erleben. Regie führte Eike Besuden. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an die Vorführung gibt es ein Gespräch mit Rita Vowe-Trollmann, Tochter von Johann Trollmann, und Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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