Kinderspiele am Schlossfenster
Künstler erinnern an ein fast vergessenes Kapitel aus der Geschichte des Britzer Ensembles
Das Schloss Britz, Alt-Britz 73, bietet an diesem und den folgenden beiden Wochenenden einen eher ungewohnten Anblick. Zwei Künstlerinnen und ein Künstler der Neuköllner Gruppe riXXperiment wollen mit einer Installation an ein fast vergessenes Kapitel aus der Geschichte des Gebäudes erinnern.
Das Schloss diente nämlich direkt nach dem Zweiten Weltkrieg als Durchgangslager für ausgebombte Familien und Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Anfang der 1950er-Jahre wurde es ertüchtigt und beherbergte fortan ein reguläres kommunales Kinderheim. So blieb es bis 1985. Erst dann konnte mit der aufwendigen Restaurierung begonnen werden, um den Zustand von 1883 wieder herzustellen. Damals war das steinerne Herrenhaus, dessen Ursprünge im Jahre 1707 liegen, zum letzten Mal umgebaut worden. Heute hat dort die Kulturstiftung Schloss Britz ihren Sitz, es gibt ein Museum für die Wohnkultur der Gründerzeit, wechselnde Ausstellungen und repräsentative Veranstaltungen.
Dass das Herrenhaus jahrzehntelang als Kinderheim diente, ist nicht mehr zu erkennen. Doch es gibt noch etliche Menschen, die mit dem Gebäude persönliche Erinnerungen an eine Zeit verbinden, in der sie dort heranwuchsen, eine Unterkunft oder bestenfalls ein Zuhause auf Zeit fanden. Daran wollen nun Cornelia Bördlein, Eva am Winnersbach und Peter Müller mit ihrer „künstlerischen Intervention“ erinnern. Der Titel: „Das ist doch ein Kinderspiel …“
Das Trio zeigt an den Fenstern des Schlosses eine akustisch unterlegte Videoinstallation, die bei freiem Eintritt vom Park aus zu sehen ist. Sie lässt vergessene Aktivitäten und Kinderspiele noch einmal aufscheinen. Zu erleben ist das Ganze jeweils Sonnabend und Sonntag, 5. und 6. November, 12. und 13. November sowie 19. und 20. November, immer in der Zeit von 15 bis 18 Uhr.
Das Ganze soll übrigens ein bleibendes Nachspiel haben. Der Verein Freunde und Förderer Schloss Britz will im Anschluss an die Aktion eine begleitende Publikation herausgeben. Sie soll das Kunstprojekt und die Nutzungsgeschichte des Herrenhauses in den Jahren 1945 bis 1985 dokumentieren. Außerdem kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort, die diese Phase miterlebt haben. Wann genau die geplante Broschüre erscheinen wird, steht allerdings noch nicht fest.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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