Vor den Nazis ins Exil geflüchtet
Stolpersteinverlegung für zwei jüdische Frauen an der Buschkrugallee

Zwei goldene Erinnerungstafeln für Mutter und Tochter. | Foto:  Schilp
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An Elisabeth Rosenthal und ihre Mutter Eleonore Rosenthal erinnern seit dem 20. Dezember zwei Stolpersteine vor dem Haus Buschkrugallee 250a. Dort hatten die beiden ihren letzten Wohnsitz in Deutschland.

Eleonore wurde 1901 in Danzig in eine jüdische Familie geboren. Sie fing eine Ausbildung zur Montessori-Pädagogin an, beendete diese jedoch nicht. 1926 heiratete sie Henio Rosenthal, und die beiden zogen nach Berlin, wo ein Jahr später ihre Tochter Elisabeth „Betzi“ zur Welt kam. Zusammen wohnten sie sechs Jahre lang in Mariendorf, bis Henio, überzeugter Kommunist, 1932 nach Moskau übersiedelte.

Die alleinerziehende Eleonore kehrte mit Betzi nach Danzig zurück, um ihre Ausbildung zu beenden. 1933 zogen die beiden nach Britz und lebten erst in der Fritz-Reuter-Allee dann in der heutigen Buschkrugallee, die damals noch Rudower Allee hieß. Zum Schutz vor antisemitischen Überfällen schickte Eleonore ihre Tochter 1937 in ein jüdisches Landschulheim nach Caputh. Dann gelang es ihr, die inzwischen Zwölfjährige 1939 bei einem der letzten Kindertransporte nach England unterzubringen. Ihre eigene Abreise verzögerte sich, weil sie von einem Nationalsozialisten krankenhausreif geprügelt wurde.

Während der Stolpersteinverlegung wurden Fotos von Eleonoren und Elisabeth Rosenthal aufgestellt. | Foto: Schilp
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Ihr gelang schließlich die Flucht. Nach ihrer Ankunft in England waren Mutter und Tochter unzertrennlich und lebten bis zu dem Tode Eleonores am 14. September 1996 zusammen. Sie sprachen nicht mehr Deutsch, sondern nur noch Englisch miteinander. Doch ihre Kontakte nach Deutschland ließen sie nie abreißen. Kaum eingeschult, hatte Betzi nämlich bereits ihre beste Freundin Käthe Krause kennengelernt. Sie und ihre Neuköllner Familie hielten während der Nazizeit unerschrocken zu den beiden verfolgten Jüdinnen.

Bereits seit Mai dieses Jahres ist Betzi, die 2019 starb, ein Kapitel der Ausstellung „Das Museum des Lebens“ im Neukölln Museum auf dem Gutshof Britz gewidmet. Der pädagogischen Arbeit des Museums ist es zu verdanken, dass eine Schülergruppe der Fritz-Karsen-Schule die Patenschaft für die Stolpersteine übernommen hat. Wer mehr wissen möchte: Unter museum-des-lebens.museum-neukoelln.de gibt es ein Hörstück über Betzis Leben.

Zwei goldene Erinnerungstafeln für Mutter und Tochter. | Foto:  Schilp
Während der Stolpersteinverlegung wurden Fotos von Eleonoren und Elisabeth Rosenthal aufgestellt. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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