Kein Dornröschenschlaf mehr
Vereine veranstalten ein Sommerfest auf dem Kulturbunker Rungiusstraße
Zu einem Sommerfest auf dem Kulturbunker, Rungiusstraße 19, sind am Sonnabend, 1. September, alle Neuköllner aus Nah und Fern eingeladen. Von 17 bis 21 Uhr stehen Unterhaltung und Spaß auf dem Programm. Der Eintritt ist frei.
Die Gastgeber sind der Verein „proNeubritz“ und das Nachbarschaftsheim Neukölln. Sie wollen den Bunker aus dem Dornröschenschlaf reißen. Ganz stimmt dieses Bild allerdings nicht, denn unter der Erde wird das Bauwerk durchaus genutzt: In einem Teil ist seit Jahren ein Motorclub ansässig, in einem anderen gibt es Probenräume der Musikschule.
Genau von dort taucht die Jazzband „Neue Welt“ mit ihren Instrumenten auf, um beim Fest unter freiem Himmel zu spielen. Außerdem dreht Primel-Paula die Kurbel ihres Leierkastens und der Kindercircus Vegas kommt mit einem Clown vorbei. Zuletzt spielt die Berliner Coverband „GoodTimes“. Es gibt Würstchen vom Grill, Waffeln, kalte Getränke und Kaffee.
Auch wer an der Geschichte des Bauwerks interessiert ist, findet hier Ansprechpartner. Der Bunker war einst Teil eines riesigen staatlichen Programms: Im September 1940 befahl Hitler, innerhalb von nur vier Jahren rund 1000 Bombenschutzanlagen in ganz Berlin zu bauen. An der Rungiusstraße wurden im Zweiten Weltkrieg Verletzte versorgt.
Danach diente der Bunker als Lagerraum für einen Teil der „Senatsreserve“. Die drei westlichen Stadtkommandanten hatten nämlich Lehren aus der Blockade und der Luftbrücke in den Jahren 1948/49 gezogen. Nun sollten Grundvorräte für mindestens 180 Tage gehortet werden, um den Sowjets ein erneutes Abriegeln West-Berlins zu verleiden. Zeitweise gab es 700 Lager mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Kohlen, Treibstoff, Rohstoffen für die Industrie und vielen anderen Dingen des täglichen Lebens.
Mit dem Fall der Berliner Mauer wurden die Senatsreserven aufgelöst. Auch der ehemalige Sanitätsbunker an der Rungiusstraße wurde nicht mehr gebraucht. Bald entwickelte sich die Idee, das Gelände für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Im Jahr 2003 liefen Sanierungsarbeiten, das 170 Quadratmeter große Zelt wurde aufgestellt.
Doch aus dem angestrebten Public-Private-Partnership, das für eine Belebung des Bunkerdaches sorgen sollte, wurde nichts. Auch Versuche hier eine Spielstätte des Kulturfestivals „48 Stunden Neukölln" zu etablieren, scheiterten.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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