"Tautes Heim" zum Mieten und Lesen
Verlag für Berlin-Brandenburg gibt Buch zu einem besonderen Ferienhaus in der Hufeisensiedlung heraus
Wer im Internet nach „Tautes Heim“ sucht, dem wird die Möglichkeit geboten, ein museumsartiges Ferienhaus in der Hufeisensiedlung zu mieten, das nach den Idealen des Architekten Bruno Taut (1880-1938) gestaltet wurde und das Lebensgefühl der 1920er-Jahre vermittelt. Öffnet man dort den Buchungskalender, wird klar: Es besteht durchaus Nachfrage.
Nun gibt es eine Nachricht, die nicht nur Feriengäste des Hauses interessieren dürfte: Ende Januar erscheint im Verlag für Berlin-Brandenburg (vbb) ein Buch, das die Geschichte der mehrfach ausgezeichneten Restaurierung des denkmalgeschützten Hauses anhand von 60 Objekten nachzeichnet. Denn wer in „Tautes Heim“ übernachtet, begibt sich auf eine Zeitreise. Das Haus mit Garten ist Teil des Unesco-Welterbes „Siedlungen der Berliner Moderne“. Es ist dem Architekten Bruno Taut gewidmet, der gleich vier der sechs Welterbesiedlungen in Berlin entwarf, so die als Tuschkastensiedlung bekannte Gartenstadt Falkenberg oder die Siedlung am Schillerpark. Taut hatte auch genaue Vorstellung zur Gestaltung der Innenräume. Das Haus "Tautes Heim" an der Parchimer Allee hat daher den Anspruch eines Museums, funktioniert aber eben auch als Ferienhaus. Denkmalfans und Geschichts-interessierte können dort Zeit verbringen und die Architektur, Farben und Details unmittelbar auf sich wirken lassen.
Die sorgfältig zusammengestellte Einrichtung spiegelt dabei den Aufbruch von der bürgerlichen Wohnwelt der Weimarer Republik zu der sich bereits abzeichnenden Moderne wider. So finden sich in Küche und Wohnzimmer diverse Stücke, die dem einen oder anderen noch aus „Omas guter Stube“ vertraut sein dürften. Gleichzeitig zeugt das in kräftigem Blau gestrichene und mit Möbeln im Bauhaus-Stil eingerichtete Schlafzimmer von der allgemeinen Aufbruchsstimmung in Design, Kunst und Gesellschaft. Dieses Zeitgefühl wird von handverlesenen Ausstattungsstücken unterstützt.
Für die akribische Restaurierung des denkmalgeschützten Hauses mit Garten erhielten die privaten Betreiber, Landschaftsarchitektin Katrin Lesser und Designer Ben Buschfeld, sowohl den Europäischen als auch den Berliner Denkmalpreis. In dem in zwei Abschnitte gegliederten und mit 120 Abbildungen versehenen Buch schildern die beiden Denkmal-Enthusiasten, wie es zu der Idee eines „getauteten“ Hauses kam, welche Hürden es zu überwinden galt und was den Wert dieses Welterbes ausmacht.
Im Anschluss wird anhand der Geschichten einzelner Ausstattungsstücke ein lebendiges Panorama einer bewegten Zeit entwickelt. Zu den hier je mit einem Bild und kurzem Text beschriebenen Objekten zählen bekannte Design-Klassiker der 1920er-Jahre ebenso wie zeittypische Küchenutensilien, Möbel mit Zusatznutzen und Objekte mit interessanter Entstehungsgeschichte. Dort wo keine authentischen Möbel verfügbar waren, kamen auf Basis eigener Recherchen an historische Fotos angelehnte Eigenentwürfe zum Einsatz. Auch Entscheidungsprozesse und Details der Restaurierung werden erklärt. So entspricht es etwa guter denkmalpflegerischer Praxis, auch spätere Nutzungsschichten zu dokumentieren, was sich in den sogenannten Denkmalfenstern niederschlägt.
Der 80 Seiten umfassende Band kostet 16 Euro und ist ab Ende Januar im Buchhandel (ISBN 978-3-96982-105-3) erhältlich.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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