Von Marschmusik bis Samba: Neuköllner Spielmannszug feiert Jubiläum
Britz. Der Spielmannszug „Freie Spielleute Berlin-Neukölln 1920“ feiert am Sonnabend, 5. September, sein 95-jähriges Jubiläum.
Zum Geburtstagsfest im Britzer Garten sind befreundete Spielmannszüge aus Pritzwalk, Zabeltitz, Mittenwalde und Ahrensburg eingeladen. Alle zusammen wollen auf dem Festplatz am See ein großes Konzert geben. Es beginnt mit einem Sternmarsch. Start ist um 13.25 Uhr an den Eingängen Buckower Damm, Tauernallee und Sangerhauser Weg. Der Neuköllner Spielmannszug als Gastgeber kommt um 13.25 Uhr vom Eingang Mohriner Allee. Ziel ist die Bühne „Festplatz am See“. Dort finden dann auch bis 17 Uhr die Konzerte statt.
Im Neuköllner Spielmannszug spielen 25 Musiker. Sie treten regelmäßig auf – bei Sommer- und Straßenfesten, Geburtstagen, Hochzeiten und Jubiläen in ganz Berlin und auch in anderen Orten und Städten. Das musikalische Repertoire erstreckt sich von Stimmungshits über Marschmusik bis hin zu Samba-Rhythmen.
Alles begann im Juni 1920. Fünf Mitglieder eines Musikvereins hatten die Idee, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. So kauften sie sich zwei Trommeln, zwei Flöten und zwei Hörner und legten los. Die kleine Gruppe wurde schnell bekannt. Im Frühjahr 1921 präsentierten sich die Spielleute zum ersten Mal der Öffentlichkeit, zusammen mit einem Blasorchester. Sie marschierten zur Königsheide.
Im Jahr 1923 fusionierten sie mit dem Spielmannszug „Freie Turner Neukölln-Britz“. Seitdem sprach man vom „Tambourkorps der Freien Turnerschaft Neukölln-Britz“. Aber diese Gemeinsamkeit hielt nicht lange, denn die Zeit des Nationalsozialismus und des Weltkrieges hinterließ auch Spuren bei den Spielleuten.
Die Chronik verweist darauf, dass in „der Zeit der nationalsozialistischen Regierung Deutschlands Spielmannszüge nur noch unter politischer Aufsicht erlaubt“ waren. Deshalb trat die Gruppe im Jahr 1936 geschlossen zur Sanitätskolonne Steglitz über und wurde Landesspielmannszug beim Deutschen Roten Kreuz.
Zu Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 wurden jedoch viele Mitglieder eingezogen. So war der Spielmannzug nicht mehr in der Lage, für die Öffentlichkeit zu musizieren.
Einen Neubeginn gab es dann im Jahr 1949. Einige Mitglieder fanden wieder zueinander und organisierten öffentliche Auftritte. Im Zusammenschluss mit dem „Orchesterverein 1911“ wurde wieder kräftig auf die Pauke gehauen. Beide Vereine blieben bis zum Jahr 1958 zusammen, dann ging jeder seinen eigenen Weg.
Die „Freien Spielleute Berlin-Neukölln 1920“, wie sie sich mittlerweile nannten, traten 1962 dem Sportverein TSC-Berlin als eigene Musikabteilung bei. Im Jahr 1965 wurden sie auch Mitglied im Deutschen Turnerbund. Nach fünf Jahren trennten sie sich wieder. Auch aus dem Sportbund sind die Spielleute dann 1988 ausgetreten.
Am 22. November 2002 entschieden sich die Mitglieder für eine Neugründung. Seit dem 18. September 2003 sind die „Freien Spielleute Berlin-Neukölln 1920“ ein eingetragener Verein. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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