Weltneuheit im Museum Neukölln: 3-D-Drucker kopiert Ausstellungsstücke
Britz. Eine Weltneuheit feierte im Museum Neukölln Premiere: Originalgetreue Nachbildungen von Museumsobjekten aus dem 3D-Drucker werden in Bildungsprogrammen für Schüler eingesetzt. Auch sehbehinderte Menschen können Ausstellungsstücke nun „erfühlen“.
Was können eine Spinnwirtel, ein Kamm und eine Urne mit Deckel gemeinsam haben? Zunächst sind alle Fundstücke etwa 2500 Jahre alt. Sie wurden bei Ausgrabungen in Britz gefunden und sind in der Dauerausstellung "99 x Neukölln" im Museum auf dem Gutshof Britz zu sehen.
Für die museumspädagogische Arbeit sind sie jedoch seit einigen Tagen ganz besonders wertvoll geworden – als originalgetreue Duplikate aus einem 3D-Drucker. Ermöglicht wurde das dank der Zusammenarbeit des Museums mit der Technischen Universität (TU) Berlin.
Die jungen Museumsbesucher müssen sich jetzt nicht mehr mit dem bloßen Betrachten wertvoller Ausstellungsstücke zufrieden geben, sondern sie können die Kopien anfassen, zerlegen und von innen anschauen. Das Prinzip: Jedes einzelne Objekt wird zunächst mit einem 3D-Scanner aufgenommen. Die Kopie entsteht anschließend durch den schichtweisen Aufbau der Oberflächendaten aus dem Scanner. „Für die Nachbildung kultureller Objekte nehmen wir meist einen Gipsdrucker“, erklärte Samuel Jerichow von der TU bei der Vorstellung der ersten 3D-Ausstellungsstücke, die im Beisein von Kulturstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD) am 12. November im Museum vorgestellt wurden. Schüler der Fritz-Karsen-Schule hatten die Gelegenheit, Spinnwirtel, Kamm und Urne eigenhändig aus Sand erneut „auszugraben“. Einzelteile des Urnendeckels setzten sie zusammen und konnten so jedes Objekt mit allen Sinnen nachempfinden.
„Das ist Museum zum Anfassen im allerbesten Sinne“, staunte Rämer, der früher selbst Schüler an der Fritz-Karsen-Schule war. Die 3D-Objekte bieten darüber hinaus viele weitere pädagogische Möglichkeiten. Schüler einer Steglitzer Schule für Blinde und Sehbehinderte zeigten, wie sie mithilfe der vergrößerten Reproduktion eines Amuletts, das aus einem Pfirsichkern geschnitzt wurde, die Migrationsgeschichte eines Flüchtlings aus Syrien erarbeitet haben.
Museumsdirektor Udo Gößwald: „Was wir hier bieten, ist eine Weltneuheit. Das Museum bemüht sich, in nächster Zeit weitere 3D-Objekte aus Fundstücken zu erstellen.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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