90 Jahre nach seiner Ermordung
Vier Veranstaltungen in der Hufeisensiedlung erinnern an den Dichter Erich Mühsam

Die Aufnahme des Dichters, Nazigegners und Anarchisten Erich Mühsam stammt aus dem Jahre 1930. | Foto:  Archiv der Erich-Mühsam-Gesellschaft e. V.
  • Die Aufnahme des Dichters, Nazigegners und Anarchisten Erich Mühsam stammt aus dem Jahre 1930.
  • Foto: Archiv der Erich-Mühsam-Gesellschaft e. V.
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Vor 90 Jahren, am 10. Juli 1934, ermordeten SS-Männer den jüdischen Dichter und Anarchisten Erich Mühsam im Konzentrationslager Oranienburg. Die Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ und der Humanistische Verband veranstalten deswegen vom 7. bis 13. Juli eine Gedenkwoche für den Mann, der mutig und entschlossen gegen den Nationalsozialismus kämpfte.

Geboren wurde Mühsam 1878 in Berlin. Politisch aktiv war er schon früh, bereits mit 16 Jahren flog er wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ von der Schule. Nach dem Ersten Weltkrieg spielte er 1919 eine wichtige Rolle bei der Ausrufung der Münchner Räterepublik. Dafür wurde er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt, kam aber nach fünf Jahren dank einer Amnestie frei.

Er zog zurück nach Berlin, gab die anarchistische Zeitung „Fanal“ heraus und schrieb satirische Beiträge für das Berliner Tageblatt. „Als Kämpfer gegen Diktatur, politische Willkür, Militarismus, Rassismus und Nationalismus verkörperte er mit Humor und schneidender Schärfe in allem das Gegenteil des nationalistischen Menschenbildes“, meint Jürgen Schulte von „Hufeisern gegen Rechts“. Sein Eintreten für politische Freiheit, soziale Gerechtigkeit und friedliche Konfliktlösungen ließen ihn heute wieder zu einem demokratischen Leitbild werden.

In der Hufeisensiedlung wird alljährlich des Dichters gedacht. Denn seit 1927 bis zu seiner Verhaftung kurz nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 lebte er dort mit seiner Frau Zenzl. Angesichts des 90. Jahrestags seines Todes gibt es dieses Mal gleich vier Veranstaltungen. Der Auftakt wird am Sonntag, 7. Juli, gemacht. Bei einem Rundgang geht es zu sieben Stationen, wo Mühsam einst angenehme und unangenehme Bekanntschaften machte. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars in der Dörchläuchtingsstraße 48. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung per E-Mail an erich-zenzl@web.de.

Stolperstein für Freunde

„Blumen für Erich“ heißt es am Mittwoch, 10. Juli, um 18.30 Uhr am Gedenkstein, Dörchläuchtingstraße 52. Verlesen wird der Bericht eines Mithäftlings über die Ermordung Mühsams. Zwei Tage später, am 12. Juli, findet eine Stolpersteinverlegung für zwei anarchistische Freunde Mühsams statt, die Jüdin Milly Witkop und ihren Lebensgefährten Rudolf Rocker. Beginn ist um 15.30 Uhr vor dem Haus Buschkrugallee 246.

Die Gedenkwoche endet am Sonnabend, 13. Juli, mit einer Abschlusskundgebung an der Hufeisentreppe, Fritz-Reuter-Allee 48. Mit dabei sind Kai Sichtermann und Funky K. Gotzner von der legendären Band „Ton Steine Scherben“ und die Sängerin Birte Volta. Los geht es um 18 Uhr. Der Eintritt ist überall frei.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.hufeiserngegenrechts.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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