Überwältigende Resonanz: Gestohlene Stolpersteine werden ersetzt

Blumen, Kerzen und Informationen: An dieser Stelle wurde der Stolperstein für Gertrud Seele gestohlen. | Foto: privat
2Bilder
  • Blumen, Kerzen und Informationen: An dieser Stelle wurde der Stolperstein für Gertrud Seele gestohlen.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Sieben Stolpersteine, die Anfang November in der Hufeisensiedlung von Unbekannten ausgegraben und gestohlen worden sind, können ersetzt werden. Innerhalb von fünf Tagen gingen bei der Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ mehr als 1200 Euro ein.

„Das ist ein überwältigendes Spendenaufkommen. Die Neuverlegung ist finanziell gesichert“, freut sich Jürgen Schulte, Sprecher der Initiative. Eine der goldenen Gedenktafeln, die ins Gehwegpflaster vor dem letzten Wohnsitz von Opfern der Nationalsozialisten eingelassen werden, kostet normalerweise 120 Euro. Es ist jedoch geplant, die neuen Exemplare in Beton zu gießen, um das Ausgraben zu erschweren. Schulte rechnet deshalb mit zusätzlichen Kosten von rund 20 Euro pro Stein.

Etliche Spenden sind gezielt für die Erinnerung an ein ganz bestimmtes Opfer eingegangen. So war es mehreren Menschen ein Anliegen, das Andenken an den kommunistischen Widerstandkämpfer Wienand Kaasch zu bewahren, der an der Parchimer Allee 94 lebte. „Die Begründung war, dass kein Grab existiert. Die Nazis hatten seinen Leichnam in die Müllgrube des Zuchthauses Luckau geworfen“, erklärt Schulte. Bei Gertrud Seele, die gegenüber in der Parchimer Allee 94 wohnte, sei darauf verwiesen worden, dass sie stellvertretend für die Frauen im Widerstand stehe.

Auch für einen neuen Stolperstein gab es Geld. Er soll für den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer verlegt werden. Vor dessen ehemaliger Apotheke an der Buschkrugallee 179 hatte am 9. November ein Gedenken an die Reichspogromnacht stattgefunden.

„Es kamen mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger. Sie haben nicht nur an den antisemitischen Terror vor 79 Jahren erinnert, sondern auch gegen die Schändung der Stolpersteine protestiert“, so Schulte. Jetzt sollen möglichst schnell neue Gedenktafeln verlegt werden. Die Britzer Initiative hat sich bereits mit dem dafür zuständigen Museum Neukölln und der Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine in Verbindung gesetzt.

Doch nicht nur in der Hufeisensiedlung waren die Diebe unterwegs. Weitere neun Stolpersteine sind an anderen Orten verschwunden - unter anderem in der Bruno-Bauer-, der Rungius- und der Steinbockstraße. Für sie seien Spenden beim Bezirksamt Neukölln eingegangen, auch diese Stolpersteine sollen ersetzt werden, so Schulte.

Blumen, Kerzen und Informationen: An dieser Stelle wurde der Stolperstein für Gertrud Seele gestohlen. | Foto: privat
Bei der Gedenkveranstaltung am 9. November protestierten rund 200 Menschen gegen die Schändung der Stolpersteine. Foto: privat | Foto: privat
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 102× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 53× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 464× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.062× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.