Überwältigende Resonanz: Gestohlene Stolpersteine werden ersetzt
Sieben Stolpersteine, die Anfang November in der Hufeisensiedlung von Unbekannten ausgegraben und gestohlen worden sind, können ersetzt werden. Innerhalb von fünf Tagen gingen bei der Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ mehr als 1200 Euro ein.
„Das ist ein überwältigendes Spendenaufkommen. Die Neuverlegung ist finanziell gesichert“, freut sich Jürgen Schulte, Sprecher der Initiative. Eine der goldenen Gedenktafeln, die ins Gehwegpflaster vor dem letzten Wohnsitz von Opfern der Nationalsozialisten eingelassen werden, kostet normalerweise 120 Euro. Es ist jedoch geplant, die neuen Exemplare in Beton zu gießen, um das Ausgraben zu erschweren. Schulte rechnet deshalb mit zusätzlichen Kosten von rund 20 Euro pro Stein.
Etliche Spenden sind gezielt für die Erinnerung an ein ganz bestimmtes Opfer eingegangen. So war es mehreren Menschen ein Anliegen, das Andenken an den kommunistischen Widerstandkämpfer Wienand Kaasch zu bewahren, der an der Parchimer Allee 94 lebte. „Die Begründung war, dass kein Grab existiert. Die Nazis hatten seinen Leichnam in die Müllgrube des Zuchthauses Luckau geworfen“, erklärt Schulte. Bei Gertrud Seele, die gegenüber in der Parchimer Allee 94 wohnte, sei darauf verwiesen worden, dass sie stellvertretend für die Frauen im Widerstand stehe.
Auch für einen neuen Stolperstein gab es Geld. Er soll für den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer verlegt werden. Vor dessen ehemaliger Apotheke an der Buschkrugallee 179 hatte am 9. November ein Gedenken an die Reichspogromnacht stattgefunden.
„Es kamen mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger. Sie haben nicht nur an den antisemitischen Terror vor 79 Jahren erinnert, sondern auch gegen die Schändung der Stolpersteine protestiert“, so Schulte. Jetzt sollen möglichst schnell neue Gedenktafeln verlegt werden. Die Britzer Initiative hat sich bereits mit dem dafür zuständigen Museum Neukölln und der Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine in Verbindung gesetzt.
Doch nicht nur in der Hufeisensiedlung waren die Diebe unterwegs. Weitere neun Stolpersteine sind an anderen Orten verschwunden - unter anderem in der Bruno-Bauer-, der Rungius- und der Steinbockstraße. Für sie seien Spenden beim Bezirksamt Neukölln eingegangen, auch diese Stolpersteine sollen ersetzt werden, so Schulte.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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