Ausstellung zur Großsiedlung Britz vor und nach 1933
Die "Großsiedlung Britz", bestehend aus der Krugpfuhl- und der Hufeisensiedlung, sollte Arbeiterfamilien mit geringem Einkommen bezahlbaren Wohnraum mit hohem Standard bieten. Die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 vereitelte diese Pläne zum Teil, dennoch waren viele Bewohner hier organisiert in der KPD, SPD und Gewerkschaften. Auch 130 Künstler und 80 Familien jüdischer Herkunft lebten zum Ende der 1920er Jahre in der "Großsiedlung Britz".
Zerstörte Idylle
Diese Idylle wurde grundlegend zerstört mit der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Weil immer mehr "linke" Arbeiter sich die teuren Wohnungen nicht leisten konnten, Berufsverbote erhielten, emigrieren oder untertauchen mussten, bezogen immer mehr Nazis die Wohnungen.
"Freund und Feind, Nazi, Sozi und Kommunist lebten damals Tür an Tür", erzählt Barbara Hoffmann, die die Ausstellung "Das Ende der Idylle?" für das Museum Neukölln erarbeitet hat. Zwei Jahre lang hat die Kunst- und Medienwissenschaftlerin mit Kollegen insgesamt 2300 personenbezogene Daten der damaligen Bewohner der Großsiedlung Britz recherchiert und dabei Erstaunliches zutage gebracht: Während 1928 erst 178 Bewohner Mitglied der NSDAP waren, waren es im Jahr 1933 bereits 442 und 1940 sogar 1204. Unter ihnen waren Adolf Eichmann und SS-Mann Reinhardt Wiech. Letzterer warnte den jüdischen Journalisten Hans Samson Herz vor einer bevorstehenden Verhaftung, woraufhin das SPD-Mitglied untertauchte.
"50 Türen in der Ausstellung dienen als Einstieg in die Geschichte aller Einzelschicksale, die sich in der Großsiedlung während der NS-Zeit abspielten. Sie zeigen auf, wie sich das Leben der Bewohner nach der Machtergreifung der Nazis veränderte", sagt Museumsleiter Dr. Udo Gößwald. Jeder Ausstellungsbesucher hat Gelegenheit, vertiefende Studien an Tablet PCs nach 1400 Personen und Adressen zu erforschen.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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