Flüchtlinge beziehen Heime in der Neuen Späthstraße
Etwa 140 Menschen, darunter viele Kinder, sind seit dem 3. März im ersten fertig gestellten Gebäude in der Neuen Späthstraße aufgenommen worden. Das zweite Gebäude wird spätestens im Mai bezugsfertig. Einige Anhänger der NPD nahmen den Einzug der ersten Flüchtlinge zum Anlass, am 5. März eine Demonstration mit Drohgebärden vor dem Haus zu veranstalten. Ebenfalls vor Ort hatten sich 150 Gegendemonstranten versammelt. Nach Angaben der Polizei kam es nicht zu Zwischenfällen. Dennoch hatten die Bewohner der Unterkunft große Angst. "Die Menschen waren völlig verunsichert. Einige fragten mich, ob man auf sie einschlagen würde, wenn sie das Gebäude verlassen", erzählt Bildungsstadträtin Dr. Franziska Giffey, die sich an diesem Tag gemeinsam mit Bürgermeister Heinz Buschkowsky (beide SPD) kurzfristig zu einem Solidaritätsbesuch in der Unterkunft entschlossen hatte. In Gesprächen habe sie versucht, die Flüchtlinge zu beruhigen. Dr. Giffey: "Ich habe ihnen erklärt, dass der weitaus größere Teil der Menschen vorm Haus auf ihrer Seite ist."
Die Situation habe sich dann nach einiger Zeit wieder entspannt. Die Stadträtin hofft, dass sich derartige Vorfälle nicht mehr wiederholen. Den Bewohnern müsse es möglich sein, zu einer gewissen Normalität zu finden. "Viele der Kinder haben schon Schreckliches erlebt. Ihr Aufenthalt in Neukölln darf nicht dazu gehören", so Dr. Giffey, die im Vorfeld bereits dafür gesorgt hatte, dass die Flüchtlingskinder an fünf Grundschulen und drei Oberschulen in Willkommensklassen aufgenommen werden.
"Wir werden die Kinder in unseren Schulen aufnehmen und sie bestmöglich fördern, um ihnen so bald wie möglich die deutsche Sprache, das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen", kündigte Dr. Giffey an. "Das brauchen sie für ihr Leben, nicht fremdenfeindliche Parolen." Auch Buschkowsky fand deutliche Worte gegen die Aktion der NPD-Anhänger: "Ich verurteile schärfstens, dass hier Familien mit Psychoterror überzogen werden." Er danke allen, die sich friedlich dieser "Unkultur" entgegen stellen.
Die Bewohner hätten ein Recht auf menschenwürdige Lebensumstände. "Das heißt, eine vernünftige Unterkunft, Verpflegung, Schule für die Kinder und ein angstfreies Leben. Jeder, der in Neukölln wohnt, gehört zu unserer Familie. Er genießt auch den Schutz unserer Gemeinschaft."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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