Gebrauchtes sorgfältig aufbereitet
Britzer Beschäftigungsprojekt für Arbeitslosen bietet Schönes und Nützliches für Bedürftige
Die gemeinnützige Gesellschaft „Chance – Bildung, Jugend und Sport“ hat in der ganzen Stadt Standorte. Eine Einrichtung ist in der Mohriner Allee 30. Einerseits werden dort Langzeitarbeitslose beschäftigt, anderseits können sich Bedürftige gut erhaltene Dinge abholen.
Genauer gesagt sind es sogar zwei Einrichtungen. In der ersten sind Schuhe, Bücher, Kleinmöbel und Hausrat wie Gläser, Besteck, Bettwäsche und Handtücher zu haben. „Wir bekommen Spenden und können sie hier, wenn nötig, auch aufbereiten. Dafür sind wir gut bestückt, wir haben Wasch- und Nähmaschinen“, so Jörg Bruhns, einer der Projektleiter. An Abnehmern für die Waren mangele es nicht. Es gebe viele Stammkunden.
Tag für Tag mit der Sackkarre
Sie können sich dort mit Sachen versorgen, die sie sich sonst oft nicht leisten könnten. Dass alles mit rechten Dingen zugeht, dafür sorgt Stephan Hein. Er sitzt am Empfangstresen, überprüft Hartz-IV- oder Sozialhilfenachweise und führt darüber Buch, wer wie oft kommt und was er abholt. „Es soll ja gerecht zugehen, in der Regel geben wir an jemanden einmal im Monat etwas aus“, sagt er. Er selbst verdient sich dort als MAE-Kraft, also als Zwei-Euro-Jobber etwas zu seiner staatlichen Unterstützung hinzu. Sein Kollege Mirko Brablec genießt bei „Chance“ inzwischen sogar einen Angestelltenstatus, er erhält den gesetzlichen Mindestlohn. Dafür zieht er Tag für Tag mit der Sackkarre los und holt Spenden ab, manchmal führt ihn sein Weg sogar an entferntere Orte wie Hermsdorf und Spandau.
Die beiden arbeiten gerne dort, wie die meisten ihrer rund 30 Kollegen, die vom Jobcenter vermittelt werden. „Es ist fast wie Familie. Viele leben ja alleine, haben wenig Geld und kommen wenig raus“, sagt Uschi Buchal, Bereichsleiterin für Beschäftigung. Zudem stünden ihnen neutrale Berater jederzeit zur Seite, die bei Problemen mit der Stromrechnung, Schulden und ähnlichen Angelegenheiten helfen.
Zwei Häuser weiter hält Carola Köhle die Fäden in der Hand. Sie ist für rund 20 weitere MAE-Kräfte verantwortlich. Einige von ihnen arbeiten in der KinderKleiderTauschkiste, einem kleinen Raum, in dem, ordentlich nach Größen gestapelt, Strampler, Hosen, Pullis & Co. in den Regalen zu haben sind. Auch dort von Muff keine Spur, alles ist frisch gewaschen. „Für Babys und Kleinkinder haben wir immer vieles. Was wir dringend brauchen, sind Sachen für Neun- bis Zwölfjährige“, sagt sie. Auch einiges an Spielzeug ist im Angebot. Besonders gut gingen Sachen, die ohne Sprache auskommen wie Puzzles, Lego und ähnliches, denn viele Kunden könnten (noch) nicht gut Deutsch sprechen, erzählt Köhle. Kuscheltiere müssten derzeit wegen der Corona-Pandemie allerdings draußen bleiben.
Kostenlose Angebote im Internet
Ein weiteres Projekt nennt sich „Sozialatlas“. Die Mitarbeiter recherchieren kostenlose Angebote im Bezirk, die dann unter sozialatlas-neukoelln.de veröffentlicht werden. Auch dabei profitieren wieder beide Seiten. Die Langzeitarbeitslosen lernen organisieren und mit dem Computer arbeiten. Zudem helfen sie sich gegenseitig und kommunizieren viel. Alles ohne Leistungsdruck, wie Köhle betont. Und von ihren Ergebnissen haben all jene etwas, die wenig Geld haben und trotzdem am normalen Leben teilhaben möchten.
In beiden Häusern sind Abholer werktags von 9 bis 13 Uhr willkommen. Weil die Räume etwas schwer zu finden sind, sollten Neukunden am besten vor einem Besuch unter Tel. 80 20 34 20 anrufen. Auch Menschen, die etwas spenden möchten, können sich unter dieser Nummer melden. Nähere Informationen gibt es auch im Internet unter www.chance-berlin.com.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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