Die ganz alltäglichen Dinge
Stephanus-Stiftung befragt Flüchtlinge / Britzer Unterkunft nur zur Hälfte belegt

Große Teile der Gemeinschaftsunterkunft an der Haarlemer Straße sind zurzeit nicht bewohnt | Foto: Schilp
  • Große Teile der Gemeinschaftsunterkunft an der Haarlemer Straße sind zurzeit nicht bewohnt
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Die Stephanus-Stiftung hat 141 Flüchtlinge in zwei Gemeinschaftsunterkünften befragt. Eines der wichtigsten Ergebnisse: Es mangelt an beruflichen Perspektiven. Auch in der Einrichtung an der Haarlemer Straße 89 in Britz wurden Frauen und Männer um Auskunft gebeten. Ziel war, herauszufinden, wie zufrieden sie mit ihrer Unterkunft sind und was sie sich wünschen.

Sehr wichtig sei bereits das Eintreffen im neuen Zuhause auf Zeit, berichtet Julia Morais von der Stephanus-Stiftung. Eine große Rolle spielten ganz alltägliche Dinge wie Information, Freundlichkeit, verständliche Kommunikation, Sicherheit. Als positiv werden die Nähe zu Läden, zu Bus und Bahn, Kontakte zur Nachbarschaft und auch ein gutes W-LAN empfunden.

Auf der Mängelliste der Bewohner: die stark eingeschränkten Besuchszeiten und die fehlenden Möglichkeiten, die Zimmer ein wenig persönlicher zu gestalten. Außerdem haben das gemeinsame Kochen und Essen einen hohen Stellungswert, beides ist aber in den Gemeinschaftsküchen nur begrenzt möglich. Julia Morais meint, hier könne mit wenig Aufwand viel verbessert werden, allerdings seien dazu seien einige behördliche Auflagen zu ändern.

Problem Berufsqualifikation

Die größte Herausforderung sei aber das Erwerbsleben. „75 Prozent gaben an, keine abgeschlossene Berufsqualifikation zu haben“, sagt Morais. Betriebe, Berufs- und Hochschulen sollten sich stärker öffnen und neue Ausbildungsformate bereitstellen. Voraussetzung seien gute Sprachkenntnisse der Geflüchteten. Deshalb müsse das Deutschlernen ab dem ersten Tag ermöglicht werden – für alle, unabhängig von den Bleibeperspektiven.

Die Erkenntnisse aus der Befragung seien „nicht spektakulär“, fasst Morais zusammen. „Jedoch zeigen sie, dass nicht unbedingt die behördlichen Sorgen wegen Rassismus oder Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Diversität im Vordergrund stehen, sondern organisatorische und technische Probleme.“

Übrigens hat die Umfrage bereits vor einigen Monaten stattgefunden, inzwischen ist die Stephanus-Stiftung nicht mehr für die Unterkunft Haarlemer Straße zuständig. Seit Februar 2017 wurde ihr Betreibervertrag immer nur für eine kurze Laufzeit verlängert, insgesamt sieben Mal. Um besser arbeiten zu können, wollte die Stiftung Sicherheit für sechs bis zwölf Monate. Das hat das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten abgelehnt. Am 1. Mai hat deshalb der landeseigene Betrieb die Leitung übernommen.

Auszug wegen Wasserschaden

Mit 262 Personen ist die Einrichtung derzeit nur knapp zur Hälfte belegt. Wegen Wasserschäden mussten im April rund 300 Geflüchtete die Unterkunft verlassen und an die Chris-Gueffroy-Allee in Treptow ziehen.

Die Sanierung sei aber in vollem Gange, teilt Monika Hebbinghaus, Pressesprecherin des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten, auf Anfrage mit. „Die Schäden in den betroffenen Fluren wurden behoben, nasse Bauelemente ausgetauscht und erneuert, umfangreiche Dichtungsarbeiten vorgenommen.“ Einige weitere Arbeiten, zum Beispiel an den Dächern, stünden noch aus. Seien sie erledigt, könnten die Wohneinheiten wieder bezogen werden.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.617× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.959× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.589× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.494× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.