Kunst in der Kleingartenkolonie muss warten
Dritte Britzenale vom Frühjahr auf den Spätsommer verschoben

Christof Zwiener, künstlerischer Leiter der Britzenale, in der Kolonie Morgentau. Sie liegt zwischen Hannemannstraße und Blaschkoallee.
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  • Christof Zwiener, künstlerischer Leiter der Britzenale, in der Kolonie Morgentau. Sie liegt zwischen Hannemannstraße und Blaschkoallee.
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Christof Zwiener baut auf seiner Parzelle nicht nur begeistert Gemüse an, er ist auch Bildhauer und Schöpfer von Installationen. Deshalb hat er sich vor fünf Jahren überlegt, Kunst in die Kleingartenkolonie Morgentau an der Blaschkoallee 52 zu bringen. Die Idee zur „Britzenale“ war geboren.

Danach ging alles recht schnell. „Der Vorstand war sofort begeistert und hat mich unterstützt. Und weil ich gut vernetzt bin, hatte ich schnell 14 Künstler zusammen“, erzählt er. Die stellten dann im Frühjahr 2016 in Zwieners Garten aus. Der Name Britzenale nimmt übrigens augenzwinkernd Bezug auf die großen Biennalen, jene Kunstausstellungen, die alle zwei Jahre stattfinden – die älteste und berühmteste in Venedig.

Auch in Britz ging es nach zwei Jahren weiter. 2018 fand die Schau auf dem Vereinsplatz statt. Alle Arbeiten hatten einen Bezug zum Ort oder zu Natur, Garten, Grün. „Es gab eine große Spannweite“, erzählt Zwiener. Ein Künstler lieh sich bei den Laubenpiepern Gartenzwerge, Ton- und Gummitiere aus, fotografierte sie und präsentierte die Bilder auf einer Schautafel.

Ein anderer türmte drei Maulwurfshügel aus uckermärkischer Erde auf den Rasen und formte sie wie die Pyramiden von Gizeh. Ein drittes Werk ließ ein Moniereisen aus einer Stele ragen. „Das hätte ein Rest aus vergangenen Zeiten sein können, aber auch ein Zeichen für den Nutzungsdruck, der auf Kleinanlagen lastet“, so Christof Zwiener. Rund 500 Besucher kamen vor drei Jahren zur abendlichen Eröffnung und den beiden folgenden Ausstellungstagen. Es gab Eis, Kuchen und Getränke zum Selbstkostenpreis, ein Planschbecken für die Kinder und viele Gespräche.

Christof Zwiener geht es nicht nur um die Kunst an und für sich. Er möchte, dass die Pächter der 62 Parzellen engere Kontakte knüpfen. Genauso wichtig für ihn: „Kleingartenkolonien sind öffentlicher Raum, also sollten wir öffentliche Angebote machen. So tun wir auch aktiv etwas den Erhalt der Schrebergärten. Nur Kartoffeln pflanzen, reicht nicht.“

Im vergangenen Jahr musste die Britzenale wegen Corona ausfallen, sie wurde auf Ende Mai 2021 verschoben. Aber auch daraus wird nichts, die Situation ist noch zu kritisch. Der neue Termin steht fest: vom 6. bis 8. August.

Thematisch geht es um Distanz und Nähe. Das passe nicht nur zur Pandemie, sondern auch zum Kleingärtneralltag, so Zwiener. „Das enge Beieinandersein führt einerseits zu Offenheit, andererseits zu einem Sich-Abschotten. So gibt es immer wieder neue Diskussion über die Heckenhöhe. Für mich steht aber fest: Die Grundstücke müssen einsehbar bleiben, sie sind öffentlicher Raum.“

Gab es 2018 für die Britzenale eine kleine Finanzspritze vom Bezirksamt, so fließen dieses Jahr Fördermittel von der Senatskulturverwaltung – sowohl für Materialkosten als auch für Künstlerhonorare. Eine mehr als willkommene Gelegenheit für die Kreativen, ein wenig Geld in den harten Coronazeiten zu verdienen. „Alles ist verschoben worden, das ist eine sehr schwierige Situation. Denn man darf ja nicht vergessen: Kunst ist unser Beruf“, sagt Christof Zwiener. Trotzdem glaubt er, dass Einschränkungen und Verbote notwendig sind. Es gehe schließlich um Menschenleben. Ihn selbst erwischte das Virus schon im März 2020. „Ich war sehr krank, hohes Fieber, Schüttelfrost, Geschmacksverlust, wochenlang ein übler Geruch in der Nase.“

Deshalb hat er auch Verständnis dafür, dass einige Künstler Angst vor Infektion haben und ihn zurzeit nicht in ihre Ateliers lassen wollen. Denn vor der Britzenale schaut er eigentlich vorbei und bespricht die Einzelheiten. Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit, zum Beispiel darum, dass nicht jeder sein Werk einzeln zur Kolonie transportiert. Die Verpackungen sollen umweltfreundlich sein, keine zentimeterdicken Luftpolster, kein Styropor. „Skulpturen aus Kunstharz wird ebenfalls niemand bei uns sehen“, sagt er. Respekt gegenüber der Natur und Umwelt hätten auch die Besucher in den vergangenen Jahren gezeigt. Es wurde nichts in die Gegend geworfen, kaum Müll produziert. „Das liegt wohl unter anderem daran, dass wir nicht kommerziell sind. Das merken die Gäste und fühlen sich als Teil der Britzenale.“

Aktuelle Informationen gibt es unter www.berlin-britzenale.de.

Christof Zwiener, künstlerischer Leiter der Britzenale, in der Kolonie Morgentau. Sie liegt zwischen Hannemannstraße und Blaschkoallee.
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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