Fulhamer Allee: Der Kampf um Tempo 30

Lothar Wolf an der Kurve, wo die Parchimer zur engeren Fulhamer Allee wird. | Foto: Schilp
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Britz. Knapp 14 Jahre lang galt auf der Fulhamer Allee rund um die Uhr Tempo 30. Die Anwohner freute es, genauso wie die rund 2500 Kinder, die hier eine der vielen Schulen oder Kitas besuchen. Doch vor einigen Monaten kam die überraschende Entscheidung der Berliner Verkehrslenkung: Sie ordnete Tempo 50 an.

Die Fulhamer Allee verbindet die Parchimer Allee und den Tempelhofer Weg. Sie ist wenige hundert Meter lang, sie ist eng und hat Kurven. Auch am Wochenende sind hier viele Menschen unterwegs, um zum Beispiel im Britzer Gutspark spazieren zu gehen.

Grund genug für die Anwohner, verärgert auf die Aufhebung des Tempolimits zu reagieren. Ende vergangenen Jahres demonstrierten sie zwei Mal, bisher ohne Erfolg. Die Argumentation der Verkehrslenkung – sie untersteht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Tempo 30 sei seinerzeit wegen Straßenschäden angeordnet worden. Die seien jetzt jedoch behoben, so dass wieder Gas gegeben werden dürfe. Darüber kann Lothar Wolf, Sprecher der Initiative „Wohnen in Nachbarschaft – Britz“, nur den Kopf schütteln. „Das ist einfach nicht wahr! Grund für Tempo 30 war die so genannte Gesamtwürdigung der Verkehrssituation im Bereich der Parkanlage, die von der Fulhamer Allee durchschnitten wird“, sagt er. Außerdem sei die Straße schon seit fast fünf Jahren wieder in einem Top-Zustand. Das weiß er ganz genau: Er habe sich schließlich im Sommer 2011 ans Neuköllner Bezirksamt gewandt, mit der Bitte, die „Straßenschäden“-Tafeln abzumontieren. Was auch prompt geschehen sei. Die Tempo-30-Schilder blieben. Erst im vergangenen Spätsommer wurden sie dann abgeschraubt; seitdem gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung nur noch am Zebrastreifen in der Nähe der Straße Alt-Britz. Außerdem ließ die Verkehrslenkung Gitter in Höhe der Fritz-Karsen-Schule anbringen, die die Schüler am Überqueren der Fulhamer Allee hindern sollen. Mit bescheidenem Erfolg, wie zahlreiche Fußspuren im Schnee beweisen.

Lothar Wolf hat nicht nur an Demonstrationen teilgenommen, sondern sich auch wiederholt an die Verkehrslenkung gewandt. Er glaubt, dass es den Verantwortlichen inzwischen darum geht, in dieser Sache nicht das Gesicht zu verlieren. „Überall in Berlin, auch an Hauptverkehrsstraßen, gilt vor Kitas und Schulen Tempo 30, nur bei uns nicht“, kritisiert er.

Doch bald könnte sich das Ganze zum Besseren entwickeln: Neuköllns Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer (SPD) hat inzwischen von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) die Zusage bekommen, wieder Tempo 30 auf der Fulhamer Allee einzuführen. Ganz zufrieden ist Lothar Wolf dennoch nicht: „Das neue Geschwindigkeitslimit soll nur an Werktagen zwischen 6 und 18 Uhr gelten. Wir wollen aber die alte Regelung zurück, eine zeitlich unbefristete Tempo-30-Regelung, auch am Wochenende!“ sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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