Fleischereibetrieb in Britz gibt es schon seit 40 Jahren
Fleischer-Fachgeschäfte sind in ganz Deutschland und speziell in Berlin schon seit langem eine aussterbende Zunft. "In den 50er-Jahren gab es in Berlin 2000 Fachbetriebe, heute sind es nur noch 120", sagt Willy Pollmann. Sein Betrieb ist einer der letzten in Neukölln. Pollmanns Frau Ingrid weiß, warum das so ist: "Die Supermärkte haben die Fachgeschäfte verdrängt. Aber langsam fangen die Leute an, umzudenken und mehr auf Qualität zu achten."
Die Nachbarschaft in Britz wusste Fleisch- und Wurstwaren aus dem Fachgeschäft offenbar schon immer zu schätzen. Immerhin gibt es in der Fritz-Reuter-Allee 46 seit der Erbauung der Hufeisensiedlung, die 1933 abgeschlossen war, eine Fleischerei. "Wir haben 80 Prozent Stammkundschaft und die bleiben uns treu, denn gerade Familien mit Kindern interessieren sich dafür, wo das Fleisch herkommt", sagt Ingrid Pollmann. Dabei war die Anfangszeit nicht leicht: Der gelernte Fleischermeister Willy Pollmann finanzierte die Übernahme des Fachgeschäfts mit einem Kredit. Kurze Zeit später musste er defekte Maschinen ersetzen und somit noch mehr Geld aufbringen. Auch eine Reihe von Einbrüchen und eine Knie-Erkrankung bei Ingrid Pollmann machten der Familie in manchen Zeiten das Leben schwer.
Mit viel Durchhaltevermögen haben die beiden Eheleute es dennoch geschafft, ihren Betrieb zu erhalten. Immer noch bietet die Fleischerei breite Palette selbst hergestellter Wurstsorten an, vom Fleischkäse in sechs Sorten über Bierschinken, Lyoner und Jagdwurst bis hin zur Sülze. Das frische Rind- und Schweinefleisch kommt ausschließlich von Landjuwel-Bauern aus kontrollierten Zuchtbetrieben in der Lüneburger Heide. Innereien und Lammfleisch gibt es frisch nach individueller Bestellung.
Außerhalb der Öffnungszeiten bereitet Familie Pollmann zudem noch Essen für Caterings vor. Salate, Spießbraten und Spanferkel werden häufig bestellt. Viel Freizeit bleibt der Familie daher nicht. Die Arbeit macht dem Ehepaar trotzdem noch immer Spaß. Als Ausgleich zum körperlich anstrengenden Job im Geschäft läuft der 69-jährige Willy Pollmann regelmäßig Marathon, seine 60-jährige Ehefrau hält sich mit Walking fit.
Ans Aufhören denken die beiden noch lange nicht. Gern würden sie sehen, dass die 23-jährige Tochter Sabrina, die im Geschäft mitarbeitet, den Betrieb irgendwann einmal übernimmt. Dafür bräuchte sie jedoch einen Partner, der noch nicht gefunden ist. Ingrid Pollmann: "Wir machen so lange weiter, wie es unsere Gesundheit zulässt."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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