Demokratie lernen in Rainbow City: Zwei Wochen lang regierten Kinder ihre eigene Stadt
Buch. Wie funktioniert das Leben in einer Stadt? Welche Strukturen gibt es? Was ist an Einrichtungen nötig? Mit solchen Fragen beschäftigten sich Kinder zwei Wochen lang in einem ungewöhnlichen Projekt auf dem Archäologie- und Abenteuerspielplatz (ASP) Moorwiese.
„Kinderstadt 2016 – Demokratie (er)leben“ nennt sich dieses Projekt. Organisiert wurde es unter Leitung von Nadine Hoff vom Verein Kinderring Berlin. Acht- bis Vierzehnjährige aus Buch konnten zweimal binnen einer Woche eine kleine Stadt entstehen lassen. Dazu bauten sie aus Paletten Holzhütten auf dem Moorwiesen-Spielplatz an der Wiltbergstraße. Diese „Gebäude“ konnten sie dann nach ihren Vorstellungen einrichten. Jeweils 30 nutzten diese Möglichkeit. Mit dabei waren auch Kinder aus der nahe gelegenen Flüchtlingsunterkunft Refugium, die neben dem ASP Projektpartner war.
Zu den Strukturen in ihrer Stadt verständigten sich die Kinder mit demokratischen Mitteln. Am Anfang besprachen sie zunächst, welche Einrichtungen es geben soll. Dann teilten sich die „Bürger“ in Gruppen auf, die sich jeweils mit einem Projekt beschäftigten. Aus jeder Gruppe wurde ein Vertreter gewählt, der in die „Bürgerversammlung“ entsandt wurde. Diese verständigte sich zum Leben in der Kommune. Basisdemokratisch wurde indes entschieden, welchen Namen die Stadt tragen soll. Aus neun Vorschlägen wurde „Rainbow City“ ausgewählt.
Die Kinder entschlossen sich auch, eine eigene Währung einzuführen: die Spreeblüten. Diese waren mal als lokales Währungsprojekt tatsächlich in Berlin im Einsatz, werden jetzt aber nicht mehr benötigt. „Deshalb wurden uns 1600 dieser Scheine gespendet, die wir nun als Währung in der Kinderstadt nutzen konnten“, so Nadine Hoff. Ausgegeben wurden die Scheine von einer „Bank“. „Wir bauten Bankschalter auf. Das Geld haben wir in einer Geldkassette aufbewahrt, unserem Tresor“, berichtet Benjamin. „Jeder Bürger unserer Stadt bekam neun Spreeblüten. Man konnte bei uns aber auch einen Kredit aufnehmen oder ein Grundstücksgeschäft abwickeln.“ Mit den Spreeblüten konnten am Kiosk, in einer Bar mit Imbiss, in „Pipis Laden“ oder in der Post bezahlt werden. Weiterhin gab es ein Kino und eine Galerie in der Kinderstadt.
Das Wichtigste war aber, dass die Kinder alle Entscheidungen demokratisch fällten. Dabei lernten sie, dass sie etwas bewirken können, wenn sie sich aktiv einbringen. Außerdem machten sie die Erfahrung, dass nicht immer die eigenen Wünsche umgesetzt werden können. Man muss sich dann mit Mehrheitsentscheidungen abfinden beziehungsweise auseinandersetzen.
Die Kinder waren vom Projekt Kinderstadt auf jeden Fall begeistert. Ennes meint zum Beispiel: „Das Ganze hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe viel darüber gelernt, wie eine Stadt funktioniert.“ Und so ging es auch den anderen Kindern. Gefördert wurde das Projekt „Kinderstadt 2016“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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