Neues Denkzeichen auf dem Bucher Krankenhausgelände

Mitglieder der Wettbewerbsjury bei der Einweihung des neuen Denkzeichens in Buch. | Foto: BW
  • Mitglieder der Wettbewerbsjury bei der Einweihung des neuen Denkzeichens in Buch.
  • Foto: BW
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Buch. Auf dem Campus des Helios Klinikums ist ein Denkzeichen eingeweiht worden. Damit wird an die Opfer der nationalsozialistischen Zwangssterilisation und der Euthanasiemorde in der früheren Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch erinnert.

Diese war zur Zeit des Nationalsozialismus einer der Ausgangspunkte für den Massenmord an geistig behinderten und psychisch kranken Menschen. Mehrere Jahrzehnte wurde dies in der Geschichtsschreibung zur Bucher Krankenanstalten verschwiegen.

Erst in den vergangenen Jahren nahmen sich zwei Bucher Forscherinnen des Themas an. Dr. Hannelore Dege und Rosemarie Pumb begannen, dieses dunkle Kapitel der Bucher Krankenhausgeschichte zu erforschen. Bislang sind über 900 Opfer namentlich bekannt. Aber die Recherche ist noch nicht abgeschlossen. Ihre Forschungsergebnisse publizierten die beiden inzwischen in mehreren Büchern. Bereits vor einigen Jahren regten sie die Errichtung eines Denkzeichens für die Opfer auf dem Krankenhausgelände an.

2009 beschloss die Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) schließlich, dass sich das Bezirksamt für solch ein Denkzeichen einsetzen und eine entsprechende Finanzierung organisieren solle. Gemeinsam mit mehreren Partnern gelang es, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Das Helios Klinikum stellte die entsprechende Fläche an der Schwanebecker Chaussee 50 zur Verfügung. Als Standort für das Denkzeichen wurde eine Grünfläche zwischen dem Helios-Neubau und den alten, inzwischen sanierten Krankenhausgebäuden ausgewählt.

In den vergangenen Monaten veranstalteten das Bezirksamt und die am Vorhaben beteiligten Partner einen künstlerischen Wettbewerb. Diesen gewann die Berliner Künstlerin Patricia Pisani mit ihrem Entwurf. Sie schuf ein überdimensioniertes weißes Kissen aus Kunstharz. Auf diesem Kissen ist der Abdruck eines Kopfes zu erkennen. Die Vornamen bisher bekannter Opfer sind in Reliefbuchstaben auf der Oberseite des Kissens zu lesen und zu ertasten.

"Mit dem Kissen entstand ein Denkzeichen, das die Verbrechen an den Schutzbefohlenen auf vielschichtige und zugleich ambivalente Weise thematisiert", erklärt Kulturstadtrat Torsten Kühne (CDU). "Hier wird nicht der Zeigefinger erhoben, sondern in poetischer Form eine Leerstelle markiert und ein Bezug zum heutigen Klinikstandort hergestellt." Ergänzend wurden zwei Informationstafeln an den Eingängen der Grünfläche aufgebaut. Eine dritte, die unmittelbar am Denkzeichen stehen wird, soll in den nächsten Tagen noch folgen.

"Mit dem Denkzeichen haben die Opfer der Angehörigen von einst endlich eine Möglichkeit, am Ort der Verbrechen würdig zu trauern", sagt der Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten, André Schmitz (SPD), zur Einweihung des Denkzeichens.

Für die Planung und Realisierung des Denkzeichens standen 60 000 Euro zur Verfügung. Diese stellten unter anderem der Bereich kulturelle Angelegenheiten der Berliner Senatskanzlei, das Bezirksamt, die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie Bucher Unternehmen zur Verfügung.

Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

90 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 298× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 256× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 643× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.218× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.