Nachhaltiger Schutz für Biotop
Nabu will Bucher Moorlinse als Naturschutzgebiet ausweisen lassen

Pankow zählt nicht gerade zu den gewässerreichen Bezirken Berlins. Aber in den vergangenen drei Jahrzehnten bildete sich ein relativ neues Gewässer im Norden Pankows: die Bucher Moorlinse. Diese entwickelte sich inzwischen zu einem einzigartigen Biotop.

In ihm leben unter anderem zahlreiche Vogel- und Amphibienarten. Um dieses Gebiet unweit der Ortsteilgrenze zu Karow nachhaltig zu schützen, stellte der Naturschutzbund Nabu Berlin jetzt bei der Obersten Naturschutzbehörde den Antrag, das Gebiet rund um die Moorlinse als Naturschutzgebiet auszuweisen. Der Moorlinse und den angrenzenden Feldern komme eine hohe, überregionale Bedeutung für den Naturschutz zu, begründet der Nabu diesen Schritt. Das Gebiet beherberge europaweit streng geschützte Tier- und Pflanzenarten und sei ein wichtiges Verbindungselement zu anderen Schutzgebieten. „Die Moorlinse in Buch ist ein außergewöhnlich artenreiches Gebiet”, so Rainer Altenkamp, Vorsitzender des Nabu Berlin. Der bisherige Schutzstatus „Landschaftsschutzgebiet“ reiche längst nicht mehr aus.

Der Wert der Moorlinse für den Artenschutz ist unbestritten. Seit 2002 sind die Flächen bereits als Landschaftsschutzgebiet eingetragen. Ein 2017 vom Bezirksamt Pankow beauftragtes Gutachten wies die „herausragende und überregionale Bedeutung“ für brütende und rastende Wasservögel nach. Ferner dokumentierte es diverse Brutvorkommen gefährdeter Arten wie der Löffelente oder der Rohrdommel sowie selten gewordener Feldvögel wie Braunkehlchen oder Feldlerche. Außerdem wurden nicht weniger als 26 Tagfalterarten nachgewiesen, darunter der europaweit geschützte Spiegelfleck-Dickkopffalter und der Große Feuerfalter.

Der Obersten Naturschutzbehörde ist die Bedeutung des Gebietes schon lange bekannt. Eine Ausweisung der Moorlinse als Naturschutzgebiet bedarf jedoch ausreichender Personalressourcen im Bereich der Naturschutzverwaltung. Der Nabu Berlin fordert den rot-grün-roten Senat daher auf, zehn weitere Stellen in der Obersten Naturschutzbehörde zu schaffen. Momentan ist nur eine Stelle im Bereich der Schutzgebietsausweisung besetzt, während 45 Gebiete, darunter auch das Vogelschutzreservat am ehemaligen Flughafen Tegel, auf ihre Bearbeitung warten. „Schon lange fordern wir, die desolate Personalsituation in der Oberen Naturschutzbehörde zu verbessern“, sagt Altenkamp. „Wenn die Ausweisung von Naturschutzgebieten so schleppend weitergeht wie bisher, wird es angesichts des Berliner Baubooms für viele wertvolle Flächen schon bald zu spät sein.”

Brutplatz für Seeadler und Möwe

Noch vor dreißig Jahren war das Gebiet der heutigen Moorlinse fast trocken. Es gab dort zwar schon eine Senke, aber erst in den 1990er-Jahre sammelte sich das erste Wasser. Dass an dieser Stelle ein neues Gewässer entstand, hatte offenbar mehrere Ursachen. Unter anderem drosselte das Bucher Wasserwerk seine Förderung, sodass sich Schichtenwasser sammelte. Hinzu kam, dass Wasserabflussrohre in diesem Gebiet immer mehr versandeten, verstopften und so kein Wasser mehr abfließen konnte.

Mit dem ersten Wasser in der Moorlinse kamen auch die ersten Amphibien und Vögel. Je mehr das Wasser stieg, umso mehr nahm die Artenvielfalt zu. An Amphibienschutzzäunen sammelte der Nabu über Jahre Tausende Kröten, Frösche, Eidechsen und Ringelnattern, die freiwillige Helfer über die Stichstraße an der Wiltbergstraße Richtung Moorlinse brachten. Hinzu kommen unzählige Vogelarten, die an der Moorlinse Jahr für Jahr brüteten. Die Bandbreite reicht von Möwen über Seeadler, etliche Entenarten, Kuckuckspaare bis zu Höckerschwänen. Hinzu kommen Zugvögel, die dort Rast machen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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