Vierbeinige Landschaftspfleger
Von der UN ausgezeichnetes Weideprojekt sorgt auf den Rieselfeldern für größere Artenvielfalt

Seit einigen Jahren weiden Konikpferde auf den früheren Rieselfeldern. | Foto: Bernd Wähner
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Die „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde“ ist als Projekt der UN-Dekade für biologische Vielfalt ausgezeichnet worden. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Beitrag eine nachhaltige Beweidung zur Entwicklung der Rieselfelder und des Hochwalds um Hobrechtsfelde leisten kann.

Rund um Berlin wurden seit 1878 große Flächen zur Verrieselung des Abwassers genutzt. Das an den tiefsten Punkten der Stadt in Pumpstationen gesammelte Wasser wurde mittels Druckrohrleitungen auf die Rieselfelder transportiert. Dort versickerte es auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Rieselfelder wurden 1987 stillgelegt. Durch die fast 100 Jahre währende Verrieselung sammelten sich im Boden viele Schwermetalle an. Um den Boden zu entgiften, wurden zunächst schnell wachsende Bäume gepflanzt, deren Wurzeln Schwermetalle aus dem Boden ziehen. Zusätzlich wurden Flächen mit Gräsern und Büschen angelegt.

Mit den Pferden und Rindern soll einerseits getestet werden, ob sich die Flächen als Weideland eignet. Andererseits wollen Wissenschaftler und Forstfachleute Erfahrungen sammeln, wie die Tiere zur Landschaftspflege eingesetzt werden können. Das Projekt begann 2014 als Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben des Fördervereins Naturpark Barnim und wird seit 2015 durch die Berliner Forsten in Kooperation mit dem Naturpark Barnim fortgeführt. Mit ihrem Fressverhalten tragen die Weidetiere dazu bei, unerwünschte Neophyten wie die spätblühende Traubenkirsche zurückzudrängen und Platz für heimische Baumarten wie die Eiche zu schaffen. Auf diese Weise unterstützen sie die Entwicklung eines artenreichen Laubmischwalds.

Das Besondere am Projekt im Norden Buchs und im angrenzenden Barnim ist, dass Besucher die großräumig eingezäunten Weiden betreten und die Tiere aus der Nähe beobachten können. Als „natürliche Landschaftsgestalter“ kommen dort rund 40 Pferde und 160 Rinder zum Einsatz. Dabei setzt man ganz bewusst auf robuste Arten wie Uckermärker, Schottische Hochlandrinder, englische Parkrinder und Konikpferde. Mit dem Weideprojekt wird auch etwas für die Erhaltung der biologischen Vielfalt getan. So ist bereits jetzt die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten im Gebiet gestiegen. Derzeit leben dort 107 Brutvogelarten, darunter gefährdete Arten wie Krick- und Löffelente, Braunkehlchen, Raubwürger, Wachtelkönig, Wendehals und Zwergdommel. Von der Restaurierung profitieren außerdem Reptilien, Amphibien und Insekten.

Die Vereinten Nationen erklärten die Jahre 2011 bis 2020 zur UN-Dekade der biologischen Vielfalt. In dieser Dekade werden in jedem Land Projekte ausgezeichnet, die Modellcharakter hinsichtlich der biologischen Vielfalt haben. Die Auszeichnung mit einer Urkunde und einem Vielfaltsbaum, einem hölzernen Pokal, konnten Vertreter des Naturparks Barnim und der Berliner Forsten entgegennehmen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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