Für ein gutes und friedliches Miteinander
Zwei Stiftungen bringen Berliner und geflüchtete Kinder zusammen

Kinder der Arbeitsgemeinschaft mit ihren erwachsenen Unterstützern: Ex-Fußballer und Stiftungsgründer Arne Friedirch, Schulleiterin Grit Buggert, Tanja Schirmacher von der Bürgerstiftung sowie Lehrerin und AG-Leiterin Jeannette Schmidt. | Foto: Schilp
  • Kinder der Arbeitsgemeinschaft mit ihren erwachsenen Unterstützern: Ex-Fußballer und Stiftungsgründer Arne Friedirch, Schulleiterin Grit Buggert, Tanja Schirmacher von der Bürgerstiftung sowie Lehrerin und AG-Leiterin Jeannette Schmidt.
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Geflüchtete Kinder mit Berliner Kindern zusammenbringen: Das ist das Anliegen von VIF (Verantwortung – Integration – Freundschaft). Die Buckower Christoph-Ruden-Schule, An den Achterhöfen 13, lud kürzlich zum großen Halbjahres-Abschlussfest ein.

Hinter dem Programm stehen die Bürgerstiftung Berlin und die Arne-Friedrich-Stiftung des bekannten Ex-Fußballers. Seit rund vier Jahren werden Arbeitsgemeinschaften (AG) organisiert, momentan gibt es sie an drei Berliner Schulen – in Buckow, Charlottenburg-Nord und Spandau.

Eine Gruppe Mädchen und Jungen aus den fünften und sechsten Klassen treffen sich einmal in der Woche nachmittags für anderthalb Stunden. Die Hälfte von ihnen sind Kinder aus geflüchteten Familien, die andere Hälfte stammt aus dem Kiez. Die Teilnahme ist freiwillig.

Programm nach Interessen 

Betreut wird die Truppe abwechselnd von einer Lehrerin und einer Sozialarbeiterin. Dann wird geschaut, was die Schüler besonders interessiert. „Nach Bedarf kommen dann Externe dazu“, sagt Tanja Schirmacher, Projektleiterin bei der Bürgerstiftung. Und da kann die Stiftung aus dem Vollen schöpfen: Da ist zum Beispiel der lizenzierte Trainer Mohamed, der mit den Kids Fußball spielt, ein Lehramtsstudent gibt Comic-Workshops, ein ehemaliger Diplomat führt ins Yoga ein, ein Elektroingenieur erklärt und zeigt, wie man Modellflugzeuge baut, eine Künstlerin bietet Buchdruck und Storytelling an.

Die Honorare für die Fachleute zahlt die Stiftung, ebenso wie Sachmittel oder Eintrittsgelder und Imbisse, wenn die AG unterwegs ist. Denn auch Ausflüge stehen auf dem Programm. „Es gibt Kinder, die kommen sonst nie aus ihrem Viertel raus“, sagt Schirmacher.

So waren die Schülerinnen und Schüler neulich im Science Center Spectrum im Technikmuseum, wo es um Elektrizität und Magnetismus ging. „Das hat allen großen Spaß gemacht“, sagt Lehrerin und AG-Leiterin Jeannette Schmidt. Die Kinder hätten nach dem Besuch sofort Reklame bei ihren Klassenkameraden gemacht und stolz darauf hingewiesen, dass sie nun auch den Weg ins ferne Kreuzberg kennen würden. Ähnlich begeistert seien die Mädchen und Jungen vom gemeinsamen Pizzabacken gewesen.

Vielfalt, Heimat, Identität, Toleranz

Therapeutisch werde in der AG nicht gearbeitet, auch das Deutschlernen stehe nicht im Vordergrund, erklärt Schirmacher. Wichtiger für sie sind das Miteinander und die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken. Es gibt zwar grundsätzlich Freiheit bei der Wahl der Workshops, zwei sind jedoch verpflichtend. Einmal geht es um die „Sensibilisierung“: Die Kinder beschäftigen sich mit Vielfalt als Bereicherung, mit Heimat, Identität, Toleranz – ein arabischsprachiger Ansprechpartner ist immer dabei. Der zweite Workshop dreht sich um Medienkompetenz. Dabei geht es nicht nur technisches Wissen, sondern auch rechtliches und den sicheren Umgang mit dem Internet.

Eine zentrale Rolle spielen Werte und Normen, Umwelt, Natur, Demokratie und Verantwortung. Das große Ziel ist es, den Kindern zu mehr Chancengleichheit zu verhelfen und soziale Integration zu fördern. Oder, wie Arne Friedrich es formuliert: „Wir müssen Kindern Perspektiven schaffen, um Ausgrenzung und Subkulturen zu vermeiden.“

Ein Freund kann jeder sein

Ein Grundanliegen von VIF ist es, dass sich Kinder aus Willkommensklassen und Regelklassen kennenlernen, zwischen denen es oft kaum Kontakte gibt. In Willkommensklassen werden geflüchtete Mädchen und Jungen unterrichtet, die wenig oder gar kein Deutsch können.

Doch in diesem Punkt hat die Christoph-Ruden-Schule von Anfang an auf Integration gesetzt. „Obwohl wir das große Flüchtlingsheim an der Gerlinger Straße vor der Haustür haben: Bei uns hat es nie Willkommensklassen gegeben“, so Schulleiterin Grit Buggert. Alle seien von Anfang an gemeinsam unterrichtet worden, für die Flüchtlingskinder gab und gibt es zusätzliche Förderungen. Inzwischen hätten sich die Zeiten auch geändert. „Es kommen nur noch ganz wenige Kinder zu uns, die überhaupt kein Deutsch sprechen.“

Mehr über das Bildungsprogramm ist zu erfahren unter http://buergerstiftung-berlin.de/projekte/vif/.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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