Von Potsdam nach Neukölln: Älteste Mühle steht in Buckow

Ungewöhnliche Kulisse: die achteckige Holländer-Galeriemühle, eingerahmt von Hochhäusern. Fotos: Schilp | Foto: Schilp
2Bilder
  • Ungewöhnliche Kulisse: die achteckige Holländer-Galeriemühle, eingerahmt von Hochhäusern. Fotos: Schilp
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

An kaum einem anderen Ort würde man Berlins älteste Mühle, die Jungfernmühle, so wenig vermuten wie am Rande der Gropiusstadt. Zwischen Hochhäuern aus den 1960er-Jahren und Einfamilienheimen steht das Baudenkmal an der Goldammerstraße 34. Doch wie kommt es dorthin?

So viel vorweg: Nicht das Gebäude selbst ist uralt, sondern das „Herz“, also die Mechanik und das Mahlwerk. Das Original errichtete der Zimmermann Adrian von Ouden entweder im Jahr 1753 oder 1757. Er war einer der letzten Niederländer, der im Potsdamer Holländischen Viertel lebte. In Potsdam war auch der erste Standort der Mühle, auf dem Amtsacker nahe des Nauener Tors.

Nach rund 100 Jahren musste sie einer Villa weichen. Sie wurde in Einzelteile zerlegt und von ihrem neuen Besitzer, Johann Wilhelm Blankenberg, auf den Rixdorfer Rollbergen wiederaufgebaut. Doch schon bald wurden hier Mietshäuser hochgezogen, sodass die Mühle nicht mehr frei stand und es nicht mehr genug Wind zum Kornmahlen gab.

So musste sich Blankenbergs Nachfolger, Otto Wienicke, nach einem neuen Standort umschauen. Allerdings war er nicht nur Opfer des Baubooms, sondern profitierte auch vom Gründerzeitboom in den Rollbergen. Als Bauherr ließ er selbst mehrere Gebäude errichten.

Mit seiner Mühle zog er jedoch 1892 nach Buckow, wo sie wieder auf freier Flur stand. Die Flügel taten noch gut drei Jahrzehnte ihren Dienst, bis sie stillgelegt wurden. Die heutigen Jalousieflügel und die Windrosen-Attrappen haben keine Funktion mehr. Mehl wurde jedoch noch eine ganze Zeit lang weiter produziert, allerdings mit elektrischer Energie. Bis 1980 lief der Betrieb. Damit ist die Mühle am Goldammerweg die letzte Berlins, die aus wirtschaftlichen und nicht nur aus musealen Gründen genutzt wurde.

Nach ihrer Stilllegung verfiel das Gebäude, bis es Anfang der 1990er-Jahre saniert wurde. Das Restaurant „Jungfernmühle“ zog ein. Vor einigen Monaten hat der Betreiber jedoch aus Altersgründen die Gaststätte geschlossen. Zurzeit steht der historische Bau leer.

Der Name der Mühle erinnert übrigens an ein schlimmes Ereignis. Als die Potsdamer Müllerstochter den Neubau besichtigen wollte, so ist es überliefert, setzte ein plötzlich auftretender Wind die Flügel in Bewegung. Sie erfassten das Mädchen, das in hohem Bogen auf die Galerie flog und zerschmettert wurde. Nach anderen Quellen war es eine herabfallende Flügelspitze, die die Unglückliche erschlug. In den 1980er-Jahren wurde gegenüber der Mühle ein Backsteinbau im holländischen Stil errichtet.

Ungewöhnliche Kulisse: die achteckige Holländer-Galeriemühle, eingerahmt von Hochhäusern. Fotos: Schilp | Foto: Schilp
In den 80er-Jahren wurde ein Backsteinbau im holländischen Stil  gegenüber von der Mühle errichtet. Foto: Schilp | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.