Das Miteinander wird ganz großgeschrieben

Auch ein Kirchengesangbuch in Blindenschrift gibt es jetzt. Die Gemeindepfarrer Karin Singha (re) und Thomas Spiegelberg stellten es mit Nora Rämer vor. | Foto: KT
  • Auch ein Kirchengesangbuch in Blindenschrift gibt es jetzt. Die Gemeindepfarrer Karin Singha (re) und Thomas Spiegelberg stellten es mit Nora Rämer vor.
  • Foto: KT
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Gropiusstadt. Seit Anfang des Jahres arbeitet Nora Rämer als Pfarrerin im Zentrum Dreieinigkeit und in der Region. Besonders am Herzen liegt ihr das Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Nora Rämer weiß, wovon sie spricht: Sie ist blind.

Sie ist "Pfarrerin im Entsendungsdienst" - das ist in der evangelischen Kirche die Probezeit, bevor man seine feste Pfarrstelle bekommt. Für die Gemeinde ist Nora Rämer keine Unbekannte. Sie hat dort schon als Vikarin mit den Gemeindepfarrern Karin Singha und Thomas Spiegelberg zusammengearbeitet.

Das Zentrum Dreieinigkeit befindet sich an der Lipschitzallee 7-23. Dort arbeiten die Kirche, diakonische Einrichtungen und der Kindergarten ganz eng zusammen. Das Zentrum fühlt sich dem Gedanken der Inklusion verpflichtet: Menschen mit Handicap sind gleichberechtigter Teil der Gemeinschaft.

Die neue Pfarrerin Nora Rämer ist keine Berlinerin. Sie wurde 1959 in Mainz geboren. Nach dem Abitur ging sie zu einem sozialen Jahr nach Israel, bevor sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester begann. Sie arbeitete am St. Josephs-Krankenhaus und danach als Gemeindekrankenschwester in Britz, Buckow und Rudow.

Eine schwere Augenkrankheit ließ sie erblinden und sie musste ihren Beruf aufgeben. Es war ihr Pfarrer, der ihr Mut machte, und sie besuchte in den Jahren 2002/03 die Blindenschule. "In der Zeune-Schule haben wir Blindenschrift und den Umgang mit der modernen Technik gelernt", erklärt Nora Rämer.

Gleichzeitig machte sie eine Lektor-Ausbildung, zur Begleitung von Gottesdiensten. "Dabei wurde mein Interesse für die Theologie geweckt", sagt Rämer. Sie begann, Theologie an der Humboldt-Universität zu studieren.

"Das war schon ein sehr großer Aufwand", erzählt sie, "denn es gibt sehr wenig Literatur in Blindenschrift." Aber der technische Fortschritt machte es möglich. Der Computer las ihr die Bücher vor. Und so lernte sie auch Hebräisch, Griechisch und Latein. Inzwischen hat sie das zweite Theologische Examen bestanden und kann jetzt als Pfarrerin arbeiten.

Das Zentrum Dreieinigkeit wurde 1971 am Rande der Gropiusstadt gebaut. Dazu gehören ein Ensemble von Wohnhäusern, in denen heute Menschen mit geistigen Behinderungen aber auch andere Mieter leben. Zum Zentrum gehören die psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle, das stationäre Wohnen, Wohngemeinschaften und das betreute Einzelwohnen des Wohnstättenwerkes. In der evangelischen Kita werden täglich 130 Kinder betreut. Dazu kommen noch über 200 Klienten, die die Angebote der Beratungsstelle in Anspruch nehmen.

Die Gebäude sind barrierefrei und mit Blindenschrift und Leitsystem ausgestattet. In den vergangenen Monaten wurde eine Broschüre über die Arbeit des Zentrums erarbeitet. Es gibt sie auch in Blindenschrift. In der Broschüre gibt es sowohl Informationen über die besondere Architektur als auch über die die Arbeit der Kirchengemeinde. Karin Singha und Thomas Spiegelberg stellten gemeinsam mit Nora Rämer und dem Team des Zentrums Dreieinigkeit am 30. Januar beim Freitagsgottesdienst vor.

Die Broschüre ist kostenfrei erhältlich im Gemeindebüro der Dreieinigkeitsgemeinde, Lipschitzallee 7, 661 48 92.
Klaus Tessmann / KT
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Am 23. Oktober informieren die erfahrenen Ärztinnen und Ärzte der Caritas-Klinik Maria Heimsuchung über gynäkologische Krebserkrankungen. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Früherkennung und Vorsorge
Patienteninformation zu gynäkologischen Krebserkrankungen

Gynäkologische Krebserkrankungen gehören zu den größten Gesundheitsrisiken für Frauen, eine frühzeitige Diagnose kann entscheidend sein. Die erfahrenen Ärztinnen und Ärzte der Caritas-Klinik Maria Heimsuchung stellen Ihnen aktuelle Ansätze zur Früherkennung vor, darunter das Gebärmutterhals-Screening, präventive Maßnahmen und Impfmöglichkeiten. Auch Themen wie Prähabilitation, das heißt die richtige Vorbereitung für operative Eingriffe, aber auch seelische Gesundheit und die Vorstellung einer...

  • Pankow
  • 16.10.24
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Arthrose, eine der häufigsten Gelenkerkrankungen, führt oft zu Schmerzen in Hüfte und Knie. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Für mehr Lebensqualität
Infoabend: Gelenkverschleiß bei Hüft- und Kniegelenken

Arthrose, eine der häufigsten Gelenkerkrankungen, führt oft zu Schmerzen in Hüfte und Knie. Ursachen wie Alter, Verletzungen, Fehlstellungen oder Unfälle begünstigen den Knorpelabbau und schränken die Beweglichkeit ein. Bei dem Informationsabend der Caritas-Klinik Maria Heimsuchung in Pankow wird Dr. med. Kai Roske, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Kniezentrums, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern....

  • Pankow
  • 25.10.24
  • 113× gelesen
Gesundheit und Medizin
Beschwerden und Behandlungen rund um den Fuß werden beim Infoabend am 19. November thematisiert. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Rund um den Fuß
Infoabend zu Problemen und Lösungen

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Die zertifizierten Fußchirurgen der Caritas-Klinik Maria Heimsuchung in Pankow geben Ihnen bei einer Informationsveranstaltung einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und behandeln Themen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen...

  • Pankow
  • 24.10.24
  • 170× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.