200 Wohnungen für Normalverdiener: Details zum Neubau am Halemweg

Schluss mit 60er-Jahre-Charme: Am Halemweg zeigt der Stadtteil spätestens 2020 sein neues Gesicht. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg-Nord. Es ist das größte neu planbare Areal im Bezirk – und die Chance für einen zu oft übersehenenOrtsteil: Auf dem Gelände des Schulzentrums am Halemweg entsteht Raum für eine Verbindung von Bildung, Wohnen und Kinderbetreuung. Doch es lauern Schwierigkeiten.

Als wäre die Baukunst der West-Berliner Moderne hier konserviert, blicken lange wagerechte Fensterzeilen aus einer gleichförmigen Fassade. Spätestens nachdem die Poelchau-Schule einen Neubau im Olympiapark bezog, wirkt ihr alter Sitz am Halemweg wie eine abgestoßene Hülse. Doch als unfreiwilliges Freilichtmuseum der 60er-Jahre wird dieser Block nicht lange Wirkung entfalten. Und auch als Unterkunft für 350 Flüchtlinge wird der Poelchau-Riegel nur übergangsweise taugen.

Denn dies ist der Boden, auf dem Charlottenburg-Nord sich neu erfinden soll. Voraussichtlich im Herbst 2016 ebnen Abrissbagger den asbestbelasteten Bestandsbau ein und schaffen Platz für das erwartete Mischquartier. Hier wird künftig gewohnt, gelernt und mit Standards gelebt, wie sie Anwohner des Ortsteils bisher vermissten. Zur Zeit gilt er in Sachen Kita-Plätze als unterversorgt, was für Eltern längere Fahrten in andere Quartiere nötig macht.

Zwei Kitas statt bisher einer – das ist eines der wichtigsten Details der Planungen, die nun im Stadtentwicklungsausschuss bekannt wurden. Eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung des Schulstandorts sieht drei Varianten zur Neugestaltung vor. Den Vorzug geben Stadtplanungsamtsleiter Rainer Latour und Baustadtrat Marc Schulte (SPD) derzeit einer neuen Bebauung mit Gebäuden, die sich gruppieren wie die Zinken eines Kamms.

Die rund 200 neuen Wohnungen sollen sich laut Latour „in die bestehende Struktur im Umfeld einfügen“. Zu erwarten sind also eher einfache Riegelbauten, errichtet von einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Auf einem landeseigenen Grundstück könnten Unterkünfte mit niedrigen Wohnkosten entstehen – oft genug wurden sie in Charlottenburg-Wilmersdorf vermisst, zumal private Investoren am liebsten gehobene bis luxuriöse Ansprüche bedienen.

Zwei Schwierigkeiten deuten sich für die Übergangszeit am Halemweg jedoch an:

Zum einen muss das Familienzentrum in der Hausnummer 30 seine Arbeit fortsetzen, während sein alter Sitz mitsamt der Schule abgerissen wird. Wohin es ausweichen soll? „Daran arbeiten wir mit Hochdruck“, sagt Stadtrat Schulte. „Unser Ziel ist es, die Angebote übergangslos zu erhalten.“ Und auch für die bestehende Kita muss eine solche Interimslösung her, während sich auf dem Areal die Kräne drehen.

Erst nach dem Abschluss eines Ideenwettbewerbs im Jahre 2016 wird endgültig klar sein, wie sich die Lage im Stadtviertel künftig darstellt. Gemeinsam mit dem Abriss und Neubau der benachbarten Anna-Freud-Oberschule entsteht wohl bis zum Jahr 2020 das neue Antlitz des Nordens. Auf Bitte von BV-Vorsteherin Judith Stückler will der Bezirk die örtliche Stadtteilkoordination ständig über den aktuellen Planungsstand unterrichten. Und eine Bürgerversammlung klärt in Kürze alle offenen Fragen der Anrainer. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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