Die Causa Kesselhaus
Bezirk bereitet Anordnung für Wiederaufbau des Baudenkmals vor

Ein Bagger machte sich am 26. März am Schuttberg des illegal abgerissenen Kesselhauses zwischen der Max-Dohrn-Straße und dem Westhafenkanal zu schaffen. | Foto: Matthias Vogel
4Bilder
  • Ein Bagger machte sich am 26. März am Schuttberg des illegal abgerissenen Kesselhauses zwischen der Max-Dohrn-Straße und dem Westhafenkanal zu schaffen.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Ein Vierteljahr nach dem Abriss des unter Denkmalschutz stehenden Kesselhauses auf dem Gelände der ehemaligen Schering AG sind die Folgen noch immer nicht in Stein gemeißelt. Nur, dass der Bezirk seine Ankündigungen auch umsetzt, steht fest.

Die heutige Eigentümer-Gesellschaft Berlinbiotechpark hatte im Dezember vergangenen Jahres wider besseres Wissen das Baudenkmal einfach platt gemacht – trotz vorheriger Belehrung über Denkmalschutzrecht, während der Tat verhängter Baustopps durch das Landesamt für Gesundheit, technische Sicherheit und Arbeitsschutz und später des Bezirksamtes sowie eines Polizeiaufgebots. Remzy Karaalp, Leiter der Stelle für Rechtsangelegenheiten, Abteilung Stadtentwicklung, war bei der anberaumten Pressekonferenz angesichts einer derartigen Dreistigkeit nicht mehr aus dem Kopfschütteln herausgekommen und der Leiter des Umweltamtes, Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar, konnte sich in der Historie des Bezirk nur an einen einzigen vergleichbaren Fall erinnern: Irgendwo in der Schustehrusstraße habe einst jemand mit dem Bagger auch vollendete Tatsachen schaffen und ein Gebäude zur Seite schieben wollen. Weil das mitten in der Stadt geschah, habe dem noch Einhalt geboten werden können.

Wer auf der Stadtautobahn Richtung Wedding fährt, sieht auf der rechten Seite, zwischen dem Spreekanal und dem Grundstück an der Max-Dohrn-Straße, noch den riesigen Schuttberg, der von dem illegalen Abriss zeugt. Die Senatsverwaltung hatte den Abtransport der Bauabfälle untersagt, weil sich – passend zum Nacht-und-Nebel-Abriss – niemand um Bestimmungen gekümmert hat und das Areal mit Asbest und Chemikalien kontaminiert ist. „Die Umwelt-Kripo untersucht das, aber in diesen Vorgang sind wir nicht einbezogen“, sagte Oliver Schruoffeneger, Leiter des Stadtentwicklungsamtes, jetzt. Das Ordnungswidrigkeitsverfahren laufe, wie damals angekündigt. „Dazu bereiten wir die Wiederaufbauanordnung vor“, so der Baustadtrat. Erst kürzlich seien Vertreter der Berlinbiotechpark bei ihm vorstellig geworden. „Aber das nützt bei den laufenden Verfahren auch nichts.“

Blaues Auge oder empfindliche Strafe? Bis zur Antwort auf diese Frage wird noch einiges an Spreewasser an dem Schuttberg vorbeifließen. Aus dem Ordnungswidrigkeitsverfahren kann der Berlinbiotechpark eine Strafe in Höhe von bis zu einer halben Million Euro blühen. Für den Wiederaufbau braucht es noch eine Kostenschätzung und die Beurteilung, ob deren Höhe der Gesellschaft wirtschaftlich zumutbar ist. „Da wird es sicher erst noch eine Gutachter-Auseinandersetzung geben“, vermutet Schruoffeneger. Ob dieser Unwägbarkeiten sei auch die Nachnutzung des Kesselhauses noch nicht klar.

Der von Schruoffeneger im Dezember in Betracht gezogenen Möglichkeit, den verantwortlichen Geschäftsführer hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Zuverlässigkeit und damit seine Fähigkeit, ein Unternehmen zu führen, prüfen zu lassen, hat das Unternehmen vorgebaut: Beim Besuch im Bezirksamt war ein neuer Geschäftsführer am Start.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.