BVV will Bücherei am Halemweg um jeden Preis halten
Lesemüde sind sie. Und so gesehen ließe sich politischer Einsatz zum Erhalt der Schmökerstube für die Bürger in Charlottenburg-Nord vielleicht nicht nachvollziehen. Aber gerade die drohende Einöde nach einer Schließung der Bibliothek am Halemweg - der letzten kulturellen Bastion in diesem Kiez - mobilisierte jetzt alle BVV-Kräfte zum klaren Bekenntnis für diesen Ort.
"Ich wünsche mir, dass wir für Charlottenburg-Nord ein Zeichen setzen", hatte BV-Vorsteherin Judith Stückler im Kulturausschuss zum geschlossenen Votum für den kompromisslosen Erhalt aufgerufen. Und alle leisteten Folge - auch wenn dies für die CDU-Fraktion bedeutete, sich gegen den Plan ihrer Stadträtin Dagmar König zu stellen.
Sie lässt derzeit vorsorglich prüfen, welche freien Träger in Frage kämen, die sowohl das Nachbarschaftszentrum als auch die Bücherei betreiben können. Denn ein Fortbestehen aller sieben Büchereien des Bezirks nach gewohntem Muster kann es aus ihrer Sicht nicht geben, weil weitere Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen.
Das Fatale: Über die Kosten- und Leistungsrechnung schlagen die sehr schlechten Ausleihzahlen in der Filiale am Halemweg besonders ungünstig auf die Finanzen durch. Will heißen: Wo wenig gelesen wird, da gibt das Land Berlin auch wenig Geld. Wenn sich der Bezirk von der schwächsten Bücherei nicht trennt, warnt König, könnten auch andere in Schieflage geraten.
Sobald aber der Bezirk tatsächlich sein Kulturangebot beschneiden muss, dann möchte der SPD-Fraktionsvorsitzende Holger Wuttig Kürzungen lieber in sozial gefestigten Milieus wie in Wilmersdorf. Am Halemweg hingegen müsse die Politik besonders viel Förderung bieten: "Wir sollten da unterstützen, wo Menschen den Zugang zu Bildung ansonsten nicht haben." Unterstützen kann im Übrigen auch jeder Einzelne: Wer am Halemweg 8 ausleiht, stärkt die Büchereilandschaft im ganzen Bezirk.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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