Raubzüge bei den Rettern
Kriminelle brechen immer öfter in Feuerwachen ein
Feuerwehrleute werden nicht nur bei Einsätzen wie in der Silvesternacht angegriffen, sie werden auch immer öfter beklaut. Denn für Kriminelle sind die Feuerwachen lohnendes Ziel für Einbrüche und Diebstähle.
Erst am 13. Dezember haben Einbrecher Ausrüstung im Wert von 28.888 Euro aus den Hallen der Freiwilligen Feuerwehr (FF) Mahlsdorf gestohlen. Das Tor wurde dabei stark beschädigt. In der Chaosnacht Silvester wurden Einsatzwagen geplündert. Täter rissen die Rollläden auf und entwendeten Ausrüstungsgegenstände. Eine völlig neue Dimension, wie Feuerwehrchef Karsten Homrighausen sagt.
Werkzeuge bei Straftaten genutzt
In den vergangenen vier Jahren gab es 81 Einbrüche und Diebstähle auf Feuerwachen in fast allen Bezirken. Die Täter haben es dabei vor allem auf teure Spezialtechnik abgesehen, die sie aus Einsatzwagen klauen. Das sind vor allem hydraulische Spreiz- und Schneidgeräte, mit denen die Retter bei Unfällen Autotüren öffnen können. Kriminelle brauchen solche professionellen Türöffner für ihre Raubzüge. Mit solchen Hydraulikgeräten hatten Räuber 2018 bei einem Überfall auf einen Geldtransporter gegenüber vom Alexa die hintere Tür des Wagens in Sekundenschnelle aufgedrückt. Auch die mutmaßlichen Berliner Juwelendiebe sollen beim Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden solche Geräte benutzt haben.
Geklaut werden laut Liste von Innenstaatssekretär Torsten Akmann auch Kettensägen, Trennschleifer, Schnittschutzhosen, Sicherheitshelme und Medikamente wie Beruhigungsmittel. Bei der FF Tegelort hätten die Diebe sogar einen Außenbordmotor mitgenommen, schreibt Akmann in seiner Antwort zur Anfrage der Abgeordneten Katharina Günther-Wünsch (CDU) „Wie einbruchsicher sind unsere Feuerwachen?“
Aus der Antwort von Akmann auf eine weitere Anfrage des Kaulsdorfer Abgeordneten Alexander J. Herrmann (CDU) zum Thema „Einbrüche und Diebstähle aus Liegenschaften der Berliner Feuerwehr“ geht hervor, dass allein in die Feuerwache Charlottenburg-Nord am Nikolaus-Groß-Weg42-mal eingebrochen wurde. Auf dem großräumigen Gelände befindet sich die „Zentrale Fahrzeuge und Geräte“ mit Werkstätten und Lagern. Dort stehen besonders viele Fahrzeuge.
Videoüberwachung in der Erprobung
Der Gesamtschaden – vor allem durch die gestohlenen teuren Spezialwerkzeuge, die ersetzt werden müssen – beläuft sich auf über 100.000 Euro. An einigen Standorten hat die Feuerwehr jetzt Kameras installiert. Die „Videoüberwachung befindet sich in einer Erprobungsphase“, so Akmann. Im Hinblick auf „Einfriedung und Sicherung von Dienststellen“ gebe es seit 2020 Vorgaben. Das betreffe die Bauart und Höhe des Zaunes und einen Übersteigschutz. Am Zaun der Feuerwache Charlottenburg-Nord sollen erst Kameras installiert werden, „wenn die Erstmaßnahmen der Liegenschaftssicherung keinen ausreichenden Schutz bieten“, so Akmann. Derweil patrouillieren die Streifen der ansässigen Wachschutzfirma häufiger. Auch wurden neue Schließanlagen „in kritischen Bereichen wie Medizingerätelager und Kfz-Werkstätten“ eingebaut. Bei der FF Gatow und FF Grünau sowie im Lager Buchholz seien inzwischen ebenfalls Videokameras installiert worden, so der Staatssekretär.
„Wir brauchen endlich eine flächendeckende Ausstattung aller Wachen und Einrichtungen der Feuerwehr mit moderner Alarm-, Video- und Sicherheitstechnik sowie zum Schutz unserer Retter den Einsatz von Bodycams“, sagt der feuerwehrpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Alexander J. Herrmann. Der rot-grün-rote Senat sei viel zu lange untätig geblieben. „Die Retter der Feuerwehr werden leider immer öfter selbst zu Opfern von Kriminellen – sei es bei tätlichen Angriffen wie zu Silvester oder auch bei zahlreichen Einbrüchen auf den Wachen“, so Alexander J. Herrmann.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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