Denkmal für stille Helden
Mural ehrt das Ehepaar Poelchau

Hier wird am Wandgemälde für das Ehepaar Poelchau noch gearbeitet.  | Foto:  Ludger Paffrath/Stiftung Berliner Leben
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Sie waren zwei der wenigen Widerstandskämpfer gegen die Nazis: Dorothee und Harald Poelchau. An einer Hausfassade erinnert jetzt ein riesiges Wandgemälde an die stillen Helden.

Die Gedenkstätte Yad Vashem ehrt sie als Gerechte unter den Völkern. In Charlottenburg existiert eine Poelchau-Schule und auch eine Straße und ein S-Bahnhof tragen den Namen. Nun ist ein weithin sichtbares Denkmal hinzugekommen. Ein großes Wandgemälde erinnert an Harald und Dorothee Poelchau, einige der wenigen deutschen Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Das Mural schmückt eine Hausfassade am Heckerdamm 233, ganz in der Nähe der Gedenkstätte Plötzensee. Initiiert hat das Wandbild die Gedenkstätte Stille Helden. Zwei Künstler des Berliner Künstlerkollektivs „innerfields“ haben es gemalt, inspiriert von Schülern der Anna-Freud-Schule.

Die Poelchaus unterstützten aktiv den Widerstand gegen Hitler. Sie besorgten bedrohten Jüdinnen und Juden Unterkünfte und halfen ihnen mit gefälschten Papieren und Lebensmitteln. Harald Poelchau arbeitete ab 1933 als evangelischer Gefängnispfarrer in der Haftanstalt Tegel. Als er sich um das Amt bewarb, begründete Poelchau das mit dem scheinbar verrückten, aber treffsicheren Argument: „Man war nur an einer Stelle sicher: im Gefängnis“. Und er wollte den Häftlingen Beistand leisten und sie auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorbereiten. Doch unter den Nazis stiegen die Todesurteile gegen Regimegegner rasant an. Selbst Bagatelldelikte wie Diebstahl, vor allem aber Widerstandshandlungen wurden mit dem Tod bestraft, vollstreckt in aller Regel mit der Guillotine. Harald Poelchau hatte die grausame Aufgabe, die Todeskandidaten zu ihrer Hinrichtung zu begleiten. Nach eigenen Aussagen tat er das bis 1945 für ungefähr 1200 Verurteilte. Poelchau schmuggelte auch Briefe der Inhaftierten aus dem Gefängnis und kümmerte sich um viele ihrer Angehörigen. Seine Ehefrau Dorothee unterstützte die heimliche Hilfe ihres Ehemanns tatkräftig. Zusammen mit einem Netzwerk von Nazi-Gegnern versteckten die Poelchaus aber nicht nur Juden, sondern auch politische Häftlinge, meist SPD- und KPD-Funktionäre, und schwebten dabei selbst in größter Gefahr. Die Gestapo aber hat das Ehepaar nie enttarnen können.

Nach dem Krieg war Harald Poelchau Generalsekretär beim Evangelischen Hilfswerk und arbeitete an der Reform des Strafvollzugs in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone mit. Danach baute er als Sozialpfarrer in Berlin eine ganz neue Art von Seelsorge auf. Harald Poelchau starb 1972 in Westberlin, seine Frau folgte fünf Jahre später.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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