Hingucker an der Autobahn
Stohead gestaltet Fassade an der Delpzeile
Die Fassade eines Wohnhauses an der Delpzeile schmückt jetzt ein farbenfrohes Gemälde. Gemalt hat das „Mural“ der Berliner Künstler Stohead.
Der bunte „Eye Catcher“ blitzt schon von Weitem auf. Wer auf der Autobahn 111 aus Hamburg oder Tegel kommt, dem fällt das Wandgemälde sofort auf. Etwa 25 Meter hoch prangt es an der Fassade des Hauses an der Delpzeile 14 in der Paul-Hertz-Siedlung und markiert den Autofahrern sozusagen den Weg durch die Stadt. Vor allem aber fügt sich das Kunstwerk auf seine Art in die urbane Landschaft ein.
"One Wall" in zehn Tagen
Das ist auch so gewollt. Denn die Arbeit stammt nicht von einem namenlosen Graffiteur, sondern vom Berliner Künstler Stohead. Der heißt mit bürgerlichem Namen Christoph Hässler und hat besagte Hausfassade als besondere „One Wall“ im Rahmen des gleichnamigen Urban-Nation-Programms gestaltet.
Ganze zehn Tage brauchte Stohead dafür, in luftiger Höhe, immer wieder unterbrochen von Regen und starkem Wind. Bis zu 50 verschiedene Farbtöne machen das Bild facettenreich. Was es zeigt, sind die einzelnen Buchstaben des Wortes „Worth“, zu Deutsch „Wert“. In seiner Vielfalt und Formensprache erinnert es an die künstlerischen Bewegungen der 70er-Jahre, ans Design Verner Pantons oder an die Grafiken eines Victor Vasarelys.
„Aus aktuellem Anlass setzt sich die Gesellschaft wieder intensiver mit Werten auseinander“, sagt der Künstler zu seiner Arbeit. „Das zitierte Titelwort wird durch die Skalierung einzelner Buchstaben, die Ver- und Überlagerungen und die Farbwelten optisch verzerrt und unterschiedlich gewichtet.“ Diese „Werteverzerrung“, also die sehr unterschiedliche Beurteilung von Werten, sei in der heutigen Gesellschaft zu beobachten.
Ikonische Darstellung der Buchstaben
Stoheads künstlerische Auseinandersetzung mit Buchstaben und Zeichen hat ihren Ursprung in seiner Vergangenheit als Graffiti-Künstler. Interessant ist dabei die Arbeitsweise des Künstlers. Dank seiner Beschäftigung mit Kalligraphie, Stylewriting und Schriftbild tastet er sich an eine ikonische Darstellung der Buchstaben heran, reproduziert seinen eigenen Writernamen und schreibt ihn in den Stadtraum. “Seine künstlerische Herangehensweise erinnert mich an amerikanische Vorbilder wie den Pop-Art Künstler Robert Indiana, der mit seinen ikonographischen Schriftskulpturen 'Love' und 'Hope' Einzug in unser kulturelles Gedächtnis gehalten hat“, sagt Jan Sauerwald, der das One-Wall-Programm als Leiter des Urban Nation Museums kuratiert. Das setzt seinen Fokus auf Streetart, Urban Art und Graffiti – mit Berliner Künstlern und für die Berliner.
So wie das Wandgemälde von Christoph Hässler. Es ist seine bisher größte Arbeit in der Hauptstadt. Wann das nächste Projekt in Berlin ansteht, weiß er noch nicht. Er tourt weltweit durch viele Städte. Sein „Eye Catcher“ an der Autobahn aber bleibt – solange das Wetter mitspielt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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