Doppeltes Eheglück nach 50 Jahren
Detlef Diehle heiratet seine Doris ein zweites Mal
Seit einem halben Jahrhundert sind die Diehles verheiratet. Eine gute Gelegenheit, das Ehegelübde zu erneuern, dachte sich Detlef und heiratete seine Doris jetzt ein zweites Mal.
Damals, 1970, mussten Detlef und Doris, beide Anfang 20, ihre Eltern noch um Erlaubnis fragen. Heute, 50 Jahre später, brauchen sie niemandes Einverständnis mehr. Und so hat es Detlef einfach getan und seinem Engelchen erneut das Ja-Wort gegeben. Nicht vor dem Standesamt, dafür hätten beide geschieden sein müssen, sondern mit kirchlichem Segen. Ausgesucht hatte sich Detlef, den alle Fipsi nennen, dafür den 15. Juli. Das Datum ist kein Zufall, denn genau an diesem Tag vor 50 Jahren wurde das Paar offiziell getraut.
Mit Tränen in den Augen
Beide feierten jetzt also auch ihre Goldhochzeit und zwar dort, wo Detlef und Doris am liebsten sind: in der Kleingartenkolonie „Zukunft“ am Heckerdamm. Im Kreis der Familie, engen Freunden und Nachbarn nahm ihnen Pfarrerin Eva Markschies das neuerliche Treuegelübde an. Auf grünem Laubenrasen, unter gelben Luftballons, sie in einem weißen Kleid, er in schickem Anzug besiegelten sie ihre Liebe mit Tränen in den Augen und einem dicken Kuss, derweil die Nilsen Brothers „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ aus den Boxen flöteten.
„Wenn einem was nicht passt,
sollte man es aussprechen“
50 Jahre und kein bisschen ehemüde. Was ist das Rezept? „Ehrlich sein, das ist ganz wichtig“, sagt Detlef Diehle. „Wenn einem was nicht passt, sollte man es aussprechen.“ Kennengelernt hat Detlef seine Doris in der Moabiter Gaststätte ihres Bruders. Sie war Friseuse, er Sanitärrohrleger. Es war so gut wie Liebe auf den ersten Blick, doch es blieb zunächst nur eine Freundschaft. Denn beide steckten in einer Beziehung. Erst drei Jahre später fanden Detlef und Doris endlich zusammen und zogen in die Wohnung seiner Eltern. Die hatten sich eine größere gesucht. Im März 1970 kam dann das erstes Töchterchen zur Welt, es folgten zwei Söhne und eine zweite Tochter. Inzwischen haben die Diehles zwei Enkelinnen.
„Sie ist Steinbock, ich bin Wassermann,
das passt“
Hinter dem Paar liegen viele glückliche, aber auch anstrengende Jahre. Beide machten sich irgendwann als Gastronome selbstständig, sie gab ihren Friseursalon auf und eröffnete mit ihrem Mann das „Sportcasino“ am Heckerdamm. Zuletzt waren sie Pächer eines „Segelclubs“ in Tegel. Davor trainierte Detlef Diehle junge Fußballer, dreimal in der Woche und am Wochenende. „Da war meine Doris immer sehr verständnisvoll“, sagt Detlef. Vor allem aber liebt er an seiner Frau ihre offene Art, immer alles frei von der Leber weg zu erzählen. „Sie kennt kein Duckmäusertum, ist bei allen beliebt, kann aber auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen.“ Wenn Detlef zum Beispiel abends zu lange im Garten werkelt oder zu oft die Bohrmaschine in die Hand nimmt. Er schmunzelt: „Sie ist Steinbock, ich bin Wassermann, das passt perfekt.“
Als das Schicksal zuschlug
Vor eineinhalb Jahren hatte Doris eine Rücken-OP, die auch gut verlief. In der Klinik aber fing sie sich einen Krankenhauskeim ein. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich dramatisch, sie musste notoperiert werden und lag drei Wochen lang im Koma. Eine schlimme Zeit für die Familie, noch schlimmer für Detlef. „Damals habe ich mir gesagt, wenn sie wieder aufwachen sollte, heirate ich sie noch einmal.“ Doris erwachte, blieb jedoch gehandicapt und hat heute Pflegestufe 4. „Manchmal glaubt sie, sie sei mir eine Last“, sagt Detlef. „Ich aber denke, jetzt kann ich hier noch mehr zurückgeben als nur meine Liebe.“
Doris ist heute 70 Jahre alt, ihr Mann 72. Beide wohnen in Charlottenburg-Nord – wenn sie nicht draußen in der Kleingartenkolonie sind. Dort sind die Luftballons inzwischen abgehängt, der Hochzeitskuchen gegessen und die Gäste verschwunden. Nur die Vögel zwitschern von der Zukunft und den vielen glücklichen Jahren, die Detlef und seine Doris noch vor sich haben.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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