Hausbesuche gegen die Einsamkeit
Lotsen des Malteser Hilfsdienstes informieren Senioren über Freizeitaktivitäten und Beratungsangebote

Lotsinnen der Berliner Malteser beraten Senioren über die vielfältigen Möglichkeiten, auch im Alter aktiv zu bleiben. | Foto:  Malteser Hilfsdienst
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  • Lotsinnen der Berliner Malteser beraten Senioren über die vielfältigen Möglichkeiten, auch im Alter aktiv zu bleiben.
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Nicht selten klagen ältere Menschen über Einsamkeit und Isolation. Der Malteser Hilfsdienst will dem etwas entgegensetzen. Im Auftrage des Senats startete die Hilfsorganisation Ende August mit ihren „Berliner Hausbesuchen“. Redaktionsleiter Hendrik Stein sprach mit der Abteilungsleiterin der Berliner Malteser, Susanne Karimi, über das Pilotprojekt in den Ortsteilen Charlottenburg-Nord und Neu-Hohenschönhausen.

Welche Gründe gibt es aus Ihrer Sicht für den Verlust sozialer Kontakte im Alter?

Susanne Karimi: In Berlin leben ältere Menschen immer häufiger allein. Das hat unterschiedliche Gründe. Im Alter wird der Freundes- und Bekanntenkreis kleiner, etwa wenn der Partner verstirbt. Hinzu kommt, dass mit Eintritt in die Rente die Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen verloren gehen. Auch finanzielle Gründe können zu Einsamkeit führen. Wegen steigender Mieten und schmaler Renten sind viele Berlinerinnen und Berliner von Altersarmut betroffen. Das ist wiederum schlecht für die Gesundheit: Einsamkeit ist nachweislich ein großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Demenz.

Susanne Karimi | Foto:  Malteser Hilfsdienst
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Ihr Pilotprojekt „Berliner Hausbesuche“ will der Vereinsamung etwas entgegensetzen. Können Sie Ihr Angebot kurz beschreiben?

Susanne Karimi: Mit den „Berliner Hausbesuchen“ laden wir Seniorinnen und Senioren ein zu entdecken, welche Möglichkeiten es in ihrem Bezirk gibt, ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben im Alter zu führen. Dabei mangelt es in Berlin nicht an guten Angeboten, nur sind die meisten den älteren Menschen nicht bekannt. Bei unseren Hausbesuchen hören wir den Senioren zu, schauen auf die individuellen Bedürfnisse und lotsen sie durch den Angebotsdschungel: Welcher Bewegungskurs passt zu mir? Wie bekomme ich finanzielle Unterstützung, wenn ich Hilfe im Haushalt benötige? Wo kann ich andere Senioren im Bezirk treffen?

Für die Beratungen haben Sie extra Lotsen geschult. Welche Expertise bringen diese in die Gespräche mit den Senioren ein?

Susanne Karimi: Unsere Lotsinnen und Lotsen sind ausgebildete Sozialarbeiter und Gesundheitswissenschaftler. Sie sind gut vernetzt – etwa mit Stadtteilzentren, Apotheken, Arztpraxen, Sozialeinrichtungen und Sportvereinen. Unser Team hilft den Seniorinnen und Senioren, den Überblick zu behalten. Wenn nötig, vergleichen wir zehn Sportkurse miteinander und schauen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Wir verweisen natürlich nicht nur auf Kultur- und Freizeitaktivitäten. Die Lotsen stellen auch Kontakt zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten her, etwa wenn es um altersgerechtes Wohnen oder Gesundheit geht.

Welche Rolle spielt das Ehrenamt bei der Aktivierung älterer Menschen?

Susanne Karimi: Es gibt in den Bezirken vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten, die wunderbar für Senioren geeignet sind. Das Team der „Berliner Hausbesuche“ hilft dabei, ein Ehrenamt zu finden, das zu den Interessen der Einzelnen passt. Auch bei den Berliner Maltesern gibt es viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Unsere Ehrenamtlichen besuchen zum Beispiel Menschen mit Demenz, begleiten Familien, in denen ein Elternteil stirbt, oder helfen Kindern bei den Hausaufgaben. Ein Ehrenamt kann also sehr erfüllend sein und ermöglicht vielen die Teilhabe am Leben. Man lernt Menschen kennen, gibt seine eigenen Erfahrungen weiter und wird gebraucht.

Seit rund einem Monat gibt es die Hausbesuche. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Susanne Karimi: Wir haben einige Anfragen bekommen, sogar aus anderen Bezirken. Bezirkliche Akteure wie Arztpraxen, Pflegedienste, Krankenhäuser oder Stadtteilzentren nehmen das Angebot durchweg positiv auf. Denn nichts ist im Alter wichtiger als Vorsorge, um möglichst lange gesund und aktiv zu bleiben.

Ich kann mir vorstellen, dass einige Senioren Bedenken haben, sich in den eigenen vier Wänden mit den Lotsinnen zu treffen. Wie gelingt es Ihnen, hier eine Vertrauensbasis aufzubauen?

Susanne Karimi: Es ist kein Problem, wenn jemand sich nicht zu Hause mit uns treffen möchten. Die Senioren können uns anrufen und einen Termin ausmachen. Wir verabreden uns auch gern zum Spaziergang, in einem Café oder auf einen Kaffee im Stadtteilzentrum. Gern können auch Angehörige oder Nachbarn beim Gespräch mit den Maltesern dabei sein.

Ist eine Ausweitung des Pilotprojektes auch auf andere Stadtteile geplant?

Susanne Karimi: Die Senatsverwaltung für Gesundheit plant, das Angebot auszubauen. In anderen Bundesländern wie Bayern oder Hamburg sind die „Hausbesuche“ bereits erfolgreich gestartet. Es wäre schön, wenn diese auch in ganz Berlin fest im Gesundheitssystem verankert werden.

Pilotprojekt in zwei Ortsteilen

Die Beratungsinitiative der Senatsverwaltung für Gesundheit in Zusammenarbeit mit Malteser Hilfsdienst und Bezirken startete Ende August testweise in Charlottenburg-Nord und Neu-Hohenschönhausen. Berliner aus diesen Ortsteilen, die ihren 70. Geburtstag begehen, erhalten ein Schreiben des Bezirksamts. Darin wird das Projekt vorgestellt und darüber informiert, wie das kostenfreie Gesprächsangebot in Anspruch genommen werden kann.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf berliner-hausbesuche.de sowie unter Tel. 34 80 03 240 oder -250.

Lotsinnen der Berliner Malteser beraten Senioren über die vielfältigen Möglichkeiten, auch im Alter aktiv zu bleiben. | Foto:  Malteser Hilfsdienst
Susanne Karimi | Foto:  Malteser Hilfsdienst
Autor:

Hendrik Stein aus Weißensee

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