Politiker drücken gemeinsam mit Kindern die Schulbank
Es ist 11.30 Uhr und der Lebenskundeunterricht von Uta Bratmann beginnt. Swen Schulz und Fréderic Verrycken besuchten am 23. Mai den Lebenskunde Unterricht an der Erwin-von-Witzleben-Grundschule am Halemweg 34. Als Alternative zu evangelischer und katholischer Religion wird die Lebenskunde als freiwilliges Unterrichtsfach ohne Zensuren angeboten. "Aufbruch in ein neues Land" steht an der Tafel und auf den Tischen liegen Karten, auf denen Dinge abgebildet sind, die man für ein neues leeres Land brauchen könnte. Zusammen mit den Politikern sollen die insgesamt acht Kinder entscheiden, was sie mitnehmen können und was sie zurücklassen müssen. Auf was können wir verzichten: Schmuck und Süßigkeiten oder faire Behandlung und Bildung? Die Schüler überlegen gemeinsam, welche Dinge man zum Überleben braucht und welche man braucht, um in Würde gut leben zu können. Bei dem Thema Bildung gingen die Meinungen auseinander. "Wenn man nicht lesen und schreiben kann, dann kann man auch nicht überleben", sagt Marvin, ein Schüler der 6b. "Aber solange du sauberes Wasser und Nahrung hast, kannst Du doch überleben", erwidert Truclam, auch ein Schüler. "Die SPD hat immer dafür gekämpft, dass alle Kinder Bildung erhalten. Früher konnten nur die Kinder, die Geld hatten, zur Schule gehen", erklärt Swen Schulz.
Nach der Unterrichtseinheit blieb noch Zeit für Fragen. Darun nutzte die Gelegenheit, einmal einen Politiker neben sich sitzen zu haben: "Ist es schwer Politiker zu sein?" und "Wie kann man Bürgermeister werden?" Auch die anderen Schüler stellten viele Fragen. "Von der Stunde bin ich total begeistert. Es sind tolle und wache Kinder", sagt Fréderic Verrycken. "Auch das Angebot der Lebenskunde finde ich gut. So haben die Kinder noch eine Alternative zu Religion und können selbst entscheiden." Swen Schulz hält besonders die Verknüpfung mit den Kinderrechten für wichtig. Der Schulleiter Uwe Dornbusch dagegen sieht auch die Kehrseite des Unterrichtmodells. " Durch das Angebot von drei Fächern entsteht ein Konkurrenzkampf. Die Lehrer buhlen um die Schülerzahlen und die Koordination ist auch schwierig. Da die Themen in allen drei Fächern ähnlich sind, würde sich auch ein einziges Fach Religionswissenschaften anbieten", sagt Uwe Dornbusch. Lebenskunde-Lehrerin Uta Bratmann unterrichtet an mehreren Schulen und ist nur an zwei Tagen pro Woche an der Erwin-von-Witzleben-Grundschule. "Für mich wäre es wünschenswert, nur an einer Schule zu unterrichten und von dem Druck, siebeneinhalb Schüler zusammen zu bekommen, befreit zu sein", so Uta Bratmann.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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