Siemensbahn: Studenten zeigen, wie man die brachliegende Trasse belebt

Natur frisst Technik: Das alte Viadukt der Siemensbahn hätte das Zeug zum Gartenkunstwerk. | Foto: Akshay Hattiholi, Neda Mahmoodi, Maryam Esmaeilzadeh
2Bilder
  • Natur frisst Technik: Das alte Viadukt der Siemensbahn hätte das Zeug zum Gartenkunstwerk.
  • Foto: Akshay Hattiholi, Neda Mahmoodi, Maryam Esmaeilzadeh
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Nord. Ein Dschungel auf Ständern? Spazieren zwischen Baumwipfeln? Szenetreff vor der Wiederkehr des Bahnverkehrs? Alles möglich, wenn man Plänen von Studenten der Hochschule Anhalt Glauben schenkt. Die Siemensbahn inspiriert Kreative – wie so viele Brachen Berlins.

Moos auf Stahl. Gestrüpp zwischen Schienen. Eine Szenerie wie nach der Apokalypse. Die Siemensbahn hat seit Stilllegung im Jahre 1980 ein Stadium des Verfalls erreicht, dass Anwohner der nahe gelegenen Ringsiedlung bei ihrem Anblick schaudern. Andere wiederum fühlen sich von der früheren Bahnstrecke nach Spandau so fasziniert, dass sie monatelang ihre Fantasie und Schaffenskraft auf einen Plan zur Wiederbelebung verwenden.

Platz für Tier und Natur

Der Siemensbahn eine Zukunft geben war Gegenstand einer Semesterarbeit von Studenten der Hochschule Anhalt in Bernburg. Das Ergebnis präsentierten sie öffentlich im Rathaus Charlottenburg. Und zeigten eine Professionalität, als habe ein Investor ihnen Millionensummen für die Verwirklichung versprochen.

Da gab es die Idee einer temporären Nutzung als Freizeitort mit der Option, die Siemensbahn in 15 Jahren wieder befahrbar zu machen. Da skizzierten die Studenten der Landschaftsarchitektur einen „Weg der Natur“ – die Trasse als eine Art Transitstrecke für die wilden Pflanzen und Tiere Berlins. „Diese Stadt ist schließlich für ihren Wildlife-Charakter bekannt“, schwärmte Gruppensprecher Akshay Hattiholi. Und wieder andere Architekturtalente zeigen Bilder eines aufgeständerten Parks mit Aussichtsturm, Veranstaltungspavillon und Fernblick von einer Spreebrücke auf die Gipfel der Stadt. Selbst Bierbikes möchte eine Projektgruppe auf dem Viadukt ins Rollen bringen. Gewöhnliche Fahrräder ohnehin.

So verschieden die Denkansätze der Studenten unter Leitung von Professorin Nicole Uhrig auch waren, gab es doch eine gemeinsame Einschätzung der Lage: Dies ist eine über vier Kilometer lange Scharte, die zur Pulsader werden könnte. Ein Band zwischen Jungfernheide, Siemensstadt und dem Schlosspark Charlottenburg. Ein „Missing Link“. Bislang gilt: Die Siemensbahn modert, weckt Begehrlichkeiten, inspiriert. Gerade das Verkommene gebiert Entwicklungschancen, bringt Kreative auf Ideen – typisch Berlin.

Es kann funktionieren

Dass aus Gedankenspielen und Simulationen mit Glück und gutem Willen ein realer Zukunftsort werden kann, dafür gibt es in Charlottenburg neuerdings ein Beispiel. Auch die Kantgarage schien dem Zusammenbruch näher zu sein als der Neunutzung. Auch hier arbeiteten sich Studenten ab an der Frage: Was wäre, wenn man Geld und Geist in die Ertüchtigung investiert? Nun hat der neue Inhaber Dirk Gädeke angekündigt, die Kantgarage bis 2018 zu einer Art Kreativlabor mit Galerie und Martkhalle umzuformen. Das hätten sich Studenten nicht träumen lassen. tsc

Natur frisst Technik: Das alte Viadukt der Siemensbahn hätte das Zeug zum Gartenkunstwerk. | Foto: Akshay Hattiholi, Neda Mahmoodi, Maryam Esmaeilzadeh
Gegenwart und Gedankenspiel: Die Siemensbahn taugt in den Augen der Studenten als Freizeitort – vergleichbar mit dem Highline-Park in New York. | Foto: Dhaval Shah, Jessica Seriani, Reshma Bhanderi, Shipaul Bor Chowdhary
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 568× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 853× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 828× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.206× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.