Zurück in die Zukunft
Größte Saatgutbank für Wildpflanzen Deutschlands feiert 30-jähriges Bestehen

In der gut sortierten Kühlkammer wird das Saatgut regelmäßig gesichtet. | Foto:  Botanischer Garten Berlin, Bernd Wannenmacher
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Im Herbst 1994 startete die Arbeit der Dahlemer Saatgutbank des Botanischen Gartens mit der Einlagerung von 7260 Samenkörnern des Balearenkohls. Inzwischen lagern dort etwa 14 Millionen Samen von gut 3500 Arten aus 82 Ländern. Zu den Hauptaufgaben der Saatgutbank gehören der Aufbau, die Erhaltung und die Dokumentation der Sammlung. Die Wildpflanzensamen dienen dem botanischen Artenschutz und der Forschung und Lehre.

Begonnen hatte alles 1994 mit drei Mitarbeitern und einer Tiefkühltruhe. Die damalige „Samenstube“ des Botanischen Gartens Berlin befand sich in einem kleinen, historischen Gebäude. Dort wurden seit jeher Samen gereinigt, aufbewahrt und in einem Saatgutkatalog anderen Botanischen Gärten im In- und Ausland zum Tausch angeboten. Die Erstellung des Katalogs „Index Seminum“ gehört bis heute zu den wichtigen Aufgaben der Dahlemer Saatgutbank. Die Tiefkühltruhe ergänzte damals diese Arbeiten und ermöglichte erstmals die längerfristige Lagerung der Samen.

Mit dem Umzug 2015 in neue, moderne Räumlichkeiten wurde aus der „Samenstube“ die „Dahlemer Saatgutbank“. Aber nicht nur der Name änderte sich. Ein Trockenraum, Labore für Keimungstests und eine große Gefrierkammer eröffneten ganz neue Möglichkeiten. Inzwischen verfügt die Dahlemer Saatgutbank über technische Anlagen zur Saatguttrocknung und -lagerung. Hierzu zählen zwei Trockenkammern mit 15 Prozent relative Luftfeuchte bei 15 Grad Celsius Raumtemperatur, Kühlschränke sowie eine begehbare Gefrierkammer zur dauerhaften Lagerung der Samen bei minus 24 Grad Celsius. Für die Keimungsversuche ist ein voll ausgestattetes Saatgutlabor vorhanden. Dort können alle erforderlichen Arbeiten durchgeführt werden.

Heute finden sich in der Dahlemer Saatgutbank Samen aus vielen Ländern der Erde. Insgesamt sechs Mitarbeiter kümmern sich um die Pflege und den weiteren Aufbau der Sammlung. Die wichtigsten Partner sind Naturschutzbehörden und Kollegen anderer Botanischer Gärten. Mit ihnen werden Sammlungsstrategien gemeinsam abgestimmt und durchgeführt. Auch auf internationaler Ebene gibt es eine Zusammenarbeit mit Saatgutbanken für Wildpflanzen.

Die erste Saatguteinlagerung von 1994. | Foto: Botanischer Garten Berlin, Bernd Wannenmacher
  • Die erste Saatguteinlagerung von 1994.
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„Unsere Saatgutbank ist heute wichtiger denn je. Nur wenige Saatgutbanken weltweit konzentrieren sich auf die Lagerung von Wildpflanzensaatgut. Täglich sterben auf der Welt 150 Tier- und Pflanzenarten aus“, sagt Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens Berlin. Alleine in Berlin seien über 700 Wildpflanzenarten akut bedroht, so Borsch. Auch wenn der Schwerpunkt der Arbeit bei den seltenen und besonders gefährdeten Arten liegt, werden auch Samen von Pflanzen gesammelt, die bislang noch häufig vorkommen. Durch Veränderungen in der Landschaft können die heute noch verbreiteten Arten in wenigen Jahren schon selten sein. „Deshalb ist es eines unserer Ziele, von der nordost- und mitteldeutschen Flora eine geographisch und damit auch genetisch repräsentative Samensammlung aufzubauen“, erklärt Elke Zippel, Leiterin der Dahlemer Saatgutbank im Botanischen Garten.

Anlässlich des Jubiläums haben der Botanische Garten Berlin und die Stiftung Naturschutz Berlin eine Kooperationsvereinbarung zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in Berlin unterzeichnet. So soll beispielsweise die Sammlung von Samen seltener Berliner Wildpflanzen verstärkt und diese Samen für gemeinsame Ansiedlungen im Stadtgebiet genutzt werden.

In der gut sortierten Kühlkammer wird das Saatgut regelmäßig gesichtet. | Foto:  Botanischer Garten Berlin, Bernd Wannenmacher
Die erste Saatguteinlagerung von 1994. | Foto: Botanischer Garten Berlin, Bernd Wannenmacher
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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