Produktiv in der Alpenlandschaft
Brücke-Museum zeigt Werke aus Ernst-Ludwig Kirchners Zeit in der Schweiz
„Ernst-Ludwig Kirchner. Die Schweizer Jahre. Meisterwerke aus der Sammlung E. W. Kornfeld“ heißt die aktuelle Ausstellung im Brücke-Museum. Zu sehen sind Werke, die ab 1917 in den Alpen nahe Davos entstanden.
Kirchner (1880-1938) zog in die Schweiz, um sich dem Ersten Weltkrieg zu entziehen. Mit wenigen Unterbrechungen lebte er dort bis zu seinem Selbstmord. Der Maler entschied sich bewusst für ein karges Leben ohne moderne Annehmlichkeiten und abseits der Kunstszenen. „Die Welt in ihren Reizen ist überall gleich, nur die äußeren Formen sind andere. Und hier lernt man tiefer sehen und weiter eindringen …“, sagte er 1919.
Die ersten Monate verbrachte der Maler auf der Stafelalp, ab Herbst 1918 lebte er auf dem Gut In den Lärchen in der Nähe von Davos. Seine Berliner Wohnung gab er 1922 auf und zog mit seiner Lebensgefährtin Erna Schilling endgültig in die Schweiz, ab 1923 wohnte das Paar im Haus auf dem Wildboden.
In der Abgeschiedenheit der Alpenlandschaft fand Kirchner neue Motive, unter anderem entstanden mehrere Bilder der Häuser, in denen er lebte. Auch Begegnungen mit der ländlichen Bevölkerung, ebenso Elemente des traditionellen Schweizer Kunsthandwerks regten ihn an, er war sehr produktiv. Neben Ölgemälden entstanden zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen, Druckgrafik sowie Skulpturen.
Bilder wurden aus Museen entfernt
1937 schlossen die Nationalsozialisten Kirchner aus der Preußischen Akademie der Künste aus. Seine Bilder wurden aus den Museen entfernt und beschlagnahmt, einige davon waren auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ zu sehen.
Eberhard W. Kornfeld (geb. 1923), Kunsthändler, Wissenschaftler und Sammler, widmet sich seit sieben Jahrzehnten dem Leben und dem Wirken Kirchners. Seine Sammlung ist eine der bedeutendsten in Privatbesitz, deren Schweizer Teil jetzt erstmals in Deutschland zu sehen ist. Kornfeldt war zudem maßgeblich am Aufbau des Kirchner-Museums in Davos beteiligt.
Das Brücke-Museum will die selten beleuchtete Periode im Schaffen Kirchners darstellen. Mit der Ausstellung soll für die späte und auch längste Schaffensphase des Künstlers sensibilisiert werden. Sie soll zudem zu neuen Perspektiven auf das Gesamtwerk des Malers anregen.
Die Exponate im Brücke-Museum, Bussardsteig 9, sind bis zum 31. März zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mi bis Mo 11-17 Uhr. Der Eintritt kostet sechs, ermäßigt vier Euro. Mehr Infos gibt es unter ¿831 20 29 und per E-Mail an info@bruecke-museum.de.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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