Domäne Dahlem zeigt Sonderausstellung über altes und modernes Handwerk
Dahlem. Hat Handwerk auch heute noch goldenen Boden? Wie entsteht Handwerkswissen, wie wird es weiter gegeben? Um diese und ähnliche Fragen geht es in der neuen Sonderausstellung „Handwerk. Vom Wissen zum Werk“ im Herrenhaus der Domäne Dahlem.
Das Haus zeige sich mit der neuen Ausstellung wiederholt als Museum zum Anfassen und als Lernort, sagte Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) bei der Eröffnung. „Es gibt Anreize für alle Sinne und viele Anregungen, speziell durch die Mitmachstationen.“
Tatsächlich vermittelt die Schau nicht nur Wissen mit erläuternden Texten zu den Exponaten. Der Besucher kann auch Hand anlegen, zum Beispiel bei selbst gebauten Geduldsspielen, die schwieriger sind als sie aussehen.
Neben dem Wunsch Selbstgemachtes zu verschenken, gibt es weitere Motivationen für Do-it-yourself, wie Kuratorin Conny Zeitler erläuterte. „Wer sparen muss, baut selbst zusammen, was er braucht.“ Passende Anschauungsobjekte sind ein zusammengeschustertes Bügelbrett und ein Wäschestück, das fast nur aus Flicken besteht. „Andere Selbermacher setzen ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft oder wollen einfach wissen, was sie als Laien schaffen können“, erklärte Zeitler.
Dem „Greifen und Begreifen“ ist ein weiterer Ausstellungsteil gewidmet, ebenso dem Thema Handwerkszeug und wie es sich im Lauf der Zeit veränderte. Dass Handwerk auch immer mit Gefahren verbunden ist und wie man sich davor schützen kann, ist ebenfalls dargestellt.
Und es geht auch um die Bedeutung des Handwerks heute und um neue Techniken. „Wir haben zum Beispiel die Frage gestellt, wie sich ein Schuhmacher heutzutage präsentiert, ob er mit seinem Handwerk noch sein Auskommen findet“, sagte Zeitler. Zu den modernen Zeiten gehören auch Trends wie Repair-Cafés und Upcycling.
Das Herzstück der Ausstellung befasst sich mit zehn Handwerkerberufen wie Schmied, Uhrmacher, Friseur, Konditor oder Geigenbauer. Darunter gibt es „echte“ Handwerker, die auf dem Domäne-Gelände arbeiten. Eine davon ist die Vergoldermeisterin Anja Isensee. Der zweite, Möbelrestaurator Manfred-Sturm-Larondelle, war bei der Eröffnung dabei und zeigte den staunenden Besuchern, wie aus einem rauen Stück Holz mittels Schellack-Auftrag ein glänzendes Prachtstück wird.
Die Exponate veranschaulichen die einzelnen Kapitel bestens. Zu sehen sind grobe und feine Zangen, eine Biegemaschine, die Böttcher bei der Herstellung von Fässern verwendeten, kunstvolle, mit Intarsien versehene Möbel, ein hochmoderner 3D-Drucker, ein aus Verpackungsmaterial gebastelter Lampenschirm oder eine skurrile Schwanen-Figur aus Altreifen fürs Wohnzimmer. Videos und Spielstationen für Kinder runden die Anschauungsobjekte ab.
Erstellt wurde die Ausstellung vom Verbund „Arbeit und Leben“, zu dem auch die Domäne Dahlem gehört, unter Federführung des Freilichtmuseums Hessenpark. Dort war die Schau in 2016 bereits zu sehen.
„Wir sind stolz, dass wir den Aufbau so gut geschafft haben“, sagte Domäne-Direktorin Marit Schützendübel. „Im Hessenpark ist natürlich viel mehr Platz als in unseren denkmalgeschützten Räumen. Das war schon eine große Herausforderung.“uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.