Schattenseiten des schnellen Modekonsums
Museum Europäischer Kulturen zeigt, wie Wegwerfkleidung und Niedriglohn miteinander zusammenhängen
Der Modekonsum ist geprägt von Schnelllebigkeit. Alle paar Wochen bringen große Ketten neue Kollektionen auf den Markt, Kunden in Deutschland kaufen im Schnitt mehr als 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Die aktuelle Sonderausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ im Museum Europäischer Kulturen (MEK) wirft einen kritischen Blick auf die Folgen dieses Konsumverhaltens.
Ein Shirt für 2,50, Jeans für zehn Euro – Kleidung wird immer günstiger. Shoppen ist eine Freizeitbeschäftigung geworden, unabhängig davon, ob wirklich etwas Neues zum Anziehen gebraucht wird. Über die Auswirkungen auf die Umwelt wird selten nachgedacht. Dabei verbraucht die Herstellung eines Baumwollshirts 2700 Liter Wasser, das danach mit chemischen Stoffen belastet in Flüsse gelangt, etwa in Indonesien. Dort arbeiten zumeist Frauen als Näherinnen in der Textilindustrie – zu einem Lohn, der von immer mehr Konsumenten als unfair empfunden wird. Aber auch die Konsumenten haben das Nachsehen: Die chemischen Inhaltsstoffe der Textilien können Kontaktallergien auslösen.
In der Ausstellung erläutern Infografiken und Schaubilder die negativen Auswüchse der globalen Produktion und des schnellen Konsums. Kleidung verkommt zum Wegwerfartikel, landet auf dem Müll oder ruiniert als Altkleiderimport lokale Kleinproduzenten in Ländern Afrikas.
Faire Kleidung wird beliebter
Durch die Auseinandersetzung mit den Folgen der „Schnellen Mode“ wächst aber das öffentliche Interesse an fairer Kleidung. So findet in Berlin jährlich „Neonyt“, die weltweit größte Messe für nachhaltige Mode, statt. Im Ausstellungsbereich „Slow Fashion“ geht es um fünf Visionäre, die faire und nachhaltige Textilien und Accessoires herstellen.
Rut Meyberg designt Ledertaschen aus upgecyceltem Leder, das sie aus entsorgten Ledersofas gewinnt. Christina Wille hat 2014 in Berlin den Laden Loveco gegründet, in dem ausschließlich ökologische und vegane Mode im Angebot ist. Verena Paul-Benz produziert mit ihrem Label Lovjoi Kleidung und Dessous an traditionellen europäischen Textilstandorten wie der schwäbischen Alb und Nordportugal. Alf-Tobias Zahn wirbt auf seinem Blog „Grossartig“ für weniger und bewussteren Konsum, und Jenna Stein organisiert regelmäßig den Berlin Clothing Shop, bei dem jeder Kleidungsstücke mit anderen tauschen kann.
Die Ausstellung wird ergänzt durch ein Veranstaltungsprogramm mit Repair-Cafés und kreativen Workshops. So steht am Sonntag, 24. November, ab 13 Uhr ein Aktionstag zum Thema Recycling auf dem Programm. Öffentliche Führungen beginnen am 1. und 15. Dezember um 14 Uhr.
„Fast Fashion“ läuft bis zum 2. August 2020. Die Öffnungszeiten im MEK, Arnimallee 25, sind sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr, dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro. Mehr Infos auf https://bwurl.de/14mw
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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