Platz nach jüdischem Kantor benannt
Namenlose Grünfläche heißt jetzt Estrongo-Nachama-Platz
Die bisher namenlose Grünfläche zwischen den Straßenführungen „Im Gehege“ vor der Gail-S.-Halvorsen-Schule in Dahlem heißt jetzt Estrongo-Nachama-Platz. Mit der Benennung nach dem Auschwitz-Überlebenden und späteren Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wurde ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) umgesetzt.
Schon im Jahr 2021 hatte die BVV einstimmig beschlossen, mit der Benennung des Platzes in Dahlem an Estrongo Nachama zu erinnern. Nachama war von 1947 bis 2000 erst Kantor, dann Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Vielen Berlinern in Ost und West war er durch die wöchentlich übertragene Sabbatfeier im Hörfunksender Rias und die jüdischen Gottesdienste für die amerikanischen Streitkräfte im Chaplain Center am Hüttenweg ein Begriff.
In seinem Grußwort betonte Urban Aykal (Grüne), Stadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen: „Es ist demokratischer Konsens in Steglitz-Zehlendorf, die Erinnerungskultur überall im Bezirk sichtbar zu machen. Daher freut es mich, dass wir innerhalb eines Jahres gleich drei wichtige Zeichen in diesem Sinne gesetzt haben.“ Im Februar 2023 war der Maerckerweg in Maria-Rimkus-Weg umbenannt worden, nach einer „Gerechten unter den Völkern“. Im Dezember 2023 folgte die Aufstellung einer regionalhistorischen Informationsstelle zu Ehren des Filmpioniers Karl Wolfssohn.
Kultur- und Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) ergänzte, dass mit der Platzbenennung ein Mann geehrt werde, der sich durch sein jahrzehntelanges Engagement unschätzbare Verdienste im interreligiösen Dialog besonders zwischen Juden- und Christentum erworben hätte. „Nachama hat sich weit über die Grenzen Berlins hinaus einen Namen gemacht“, sagte die Stadträtin.
Nachama überlebte Auschwitz dank seiner außergewöhnlichen Bariton-Stimme und setzte sich nach der Befreiung 1945 in West- und Ost-Berlin für den interreligiösen Dialog und die Zusammenarbeit von Juden und Christen ein. 1999 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Seit 2013 erinnert die Berliner Stiftung Meridian mit dem „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage“ an sein jahrzehntelanges Engagement für Verständigung.
Vor rund 200 Menschen hob am Tag der Platzbenennung auch Andreas Nachama, Sohn von Estrongo Nachama, die unermüdliche Einsatzbereitschaft seines Vaters für Versöhnung hervor. Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, stellte heraus, dass die Platzbenennung gerade zum jetzigen Zeitpunkt ein wichtiges Symbol der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft sei. Zum Abschluss der Veranstaltung sprach der Enkel von Estrongo Nachama, Alexander Nachama, ein Gebet. Neben der Familie Nachama und Gideon Joffe nahmen an der feierlichen Enthüllung des Platzschildes Bürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne), BV-Vorsteher René Rögner-Francke (CDU), der Bundestagsabgeordnete Ruppert Stüwe (SPD), die Initiatorin und Bezirksverordnete Sabine Lehmann-Brauns (CDU) sowie zahlreiche Bezirksverordnete aus verschiedenen Fraktionen teil.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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