Flechten geht nur per Hand
Sonderausstellung im Museum Europäische Kulturen zeigt alte Handwerkskunst

Blick in die Ausstellung "All Hands on: Flechten", die derzeit im Museum Europäischer Kulturen zu sehen ist.  | Foto:  Staatliche Museen zu Berlin/David von Becker
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  • Blick in die Ausstellung "All Hands on: Flechten", die derzeit im Museum Europäischer Kulturen zu sehen ist.
  • Foto: Staatliche Museen zu Berlin/David von Becker
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Flechten ist eine Kulturtechnik, die seit tausenden von Jahren weltweit praktiziert wird. Noch heute ist sie ein innovatives Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nur der Mensch beherrscht die komplexe Flechttechnik, keine Maschine kann ihn ersetzen. Die Ausstellung „All Hands on: Flechten“, die derzeit im Museum Europäischer Kulturen zu sehen ist, stellt die Faszination dieser Fertigkeit in den Mittelpunkt.

Die Schau zeigt Verflechtungen zwischen historisch gewachsenem Wissen und modernen Innovationen. In den vier Ausstellungsbereichen Mensch, Schutz, Material und Muster können die Besucher mehr als 200 geflochtene Alltagsgegenstände aus ganz Europa aus der umfangreichen Sammlung des Museums Europäischer Kulturen sowie diverse Leihgaben entdecken.

In der Ausstellung werden sowohl zeitgenössische als auch historische Flechter und Flechterinnen porträtiert. Die Besucher erfahren, welchen Nutzen geflochtene Gegenstände wie Körbe, Hüte oder Schuhe für den Menschen hatten. Sie schützten beispielsweise Gegenstände beim Transport oder den Menschen selbst vor Wind und Wetter. Sogar in der innovativen Luftfahrt waren die Eigenschaften von Geflochtenem – nämlich Stabilität, Leichtigkeit und Flexibilität – gefragt. Das unterstreicht ein Korbstuhl aus der Passagierkabine des Zeppelins LZ 120 „Bodensee“ von 1919. Ein etwa 3000 Jahre altes umflochtenes Gefäß aus Ägypten beweist, dass Flechten eine Basiskulturtechnik ist. Und ein geflochtenes Kleid aus der Spring/Summer Fashion Show 2012 als Leihgabe von Dolce&Gabbana betont, welchen Reiz Geflochtenes bis heute hat. Vor allem im zeitgenössischen Design sowie in der Haute Couture.

Brücken aus Luftwurzeln

Beeindruckend ist auch die Darstellung der „Living Root Bridges“ aus Indien. Seit Jahrhunderten werden dort stabile Brücken aus verflochtenen Luftwurzeln des Gummibaums angefertigt. Zudem werden verschiedene Flechtmaterialien erläutert. Im letzten Ausstellungsbereich ist zu sehen, wie durch verschiedene Flechttechniken unterschiedliche Muster entstehen.

Auch zeitgenössischen Künstler befassen sich mit dem Handwerk. Unter anderem ist in der Ausstellung die Auftragsarbeit „Der geflochtene Garten“ zu sehen. Der Künstler Olaf Holzapfel hat sie eigens für die Ausstellung als begehbare Raumskulptur entworfen.

Verknüpft werden die vier Ausstellungskapitel mit interaktiven Stationen, die die großen und kleinen Besucher für das immaterielle Kulturerbe begeistern und die Faszination für Handgemachtes buchstäblich „begreifbar“ machen. In allen Bereichen laden Stationen dazu ein, selbst aktiv zu werden und sich für die Vielseitigkeit des Flechtens zu begeistern.

Ein umfassendes Rahmenprogramm mit offenen Werkstätten und kreativen Workshops ergänzt die Ausstellung während der gesamten Laufzeit. Darunter sind Angebote für Kinder und Familien, Workshops und Aktionen in den Sommerferien, aber auch Angebote für Schulen. Das ausführliche Programm ist auf der Homepage der Staatlichen Museen zu Berlin zu finden.

Die Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, ist bis 26. Mai 2024 zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr sowie Sonnabend und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt vier Euro. Infos auf www.smb.museum.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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