„Vom Acker bis zum Teller“: Culinarium auf der Domäne Dahlem eröffnet
Dahlem. Die erste Erlebnisgastronomie gab es in der 20er-Jahren im Haus Vaterland am Potsdamer Platz. Um ein einziges Bonbon abzutrainieren sind drei Minuten Strampeln auf dem Fahrrad nötig. Noch mehr Infos gefällig? Im Culinarium auf der Domäne Dahlem sind sie erhältlich. Dort hat die deutschlandweit erste Dauerausstellung zum Thema Ernährung eröffnet.
„Vom Acker bis zum Teller“ ist der Leitsatz der Schau, die sich mit der Kulturgeschichte des Essens und Trinkens von 1850 bis zur Gegenwart befasst. „Wir wollten dabei weder zu naturwissenschaftlich noch zu enzyklopädisch vorgehen“, erklärt Domäne-Leiter Peter Lummel. „Die Ausstellung soll für Laien, Experten, Kinder und Ältere gleichermaßen funktionieren.“
Im umgebauten Pferdestall sind drei Ebenen zu erforschen. Im Erdgeschoss stehen die Grundnahrungsmittel, Brot, Milch und Fleisch im Mittelpunkt. Besucher können eine lebensgroße Plüschkuh melken oder sich an einer Fleischtheke über den Unterschied zwischen schnell gezüchtetem und Bio-Fleisch informieren.
Der Weg in den ersten Stock führt über die „Treppe der Innovationen“: Jahreszahlen und kurze Texte erläutern die Entwicklung von Lebensmitteln, gesellschaftliche Veränderungen und technische Neuerungen. Auf der zweiten Ebene geht es um Handel, Konsum und Verbraucher. In der Vitrine „Mahlzeit“ können Gerichte angeklickt und auf ihren Nährwert geprüft werden.
Tischgeflüster mit der Tasse am Ohr
Ausstellungsgestalter Tobias Kunz steht vor der „Reifeprüfung“, einer mit Fotos bestückten Obst- und Gemüsetheke. Beim Druck auf die Taste „August“ leuchten die Lebensmittel auf, die dann Saison haben. Eine Lieblingsinstallation von Domäne-Chef Lummel ist das „Tischgeflüster“: zeitgenössische Gedecke von 1882 bis 2015 sind aufgebaut. Hält man sich die Tassen ans Ohr, sind mittels Lautsprecher Gespräche zu hören – aus der 68er Studenten-WG, der gutbürgerlichen Familie oder einer Ost-Berliner Kantine einen Tag nach dem Mauerfall.
Der Siegeszug der Selbstbedienung kann nachvollzogen werden, Werbefilme aus Ost und West zeigen markante Unterschiede, Grafiken informieren über Fast-Food und Esswerkzeuge.
Die dritte Ebene ist als Galerie gestaltet und für Kinder gedacht. Sie können Butter stampfen und auf dem Bonbon-Rad strampeln. Hinter Klappen mit Fotos von Eistee, Ketchup und Cola verstecken sich die entsprechenden Zuckermengen des jeweiligen Lebensmittels. Es gibt ein Puppenhaus aus dem 19. Jahrhundert, eine Buddelkiste mit Traktoren und eine Spielecke.
400 Objekte, 80 Filme und 13 Mitmachstationen bietet das Culinarium. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung vergingen 16 Jahre. Rund 600 000 Euro kostete der Umbau, 300 000 Euro die Ausstellung. Ein Großteil des Geldes stammt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Lottomitteln, Stiftungen und private Spenden kamen hinzu.
666 30 00, www.domaene-dahlem.de.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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