„Ganz Berlin war in sie verliebt“
Die Schauspielerin Elisabeth Bergner wohnte bis zu ihrer Flucht im Faradayweg
Sie war eine der bedeutendsten Theater- und Filmschauspielerinnen ihrer Zeit: Elisabeth Bergner. Von 1925 bis 1933 wohnte sie im Faradayweg 15.
Elisabeth Bergner (1897-1986) wurde in Drohobycz in Galizien, Österreich-Ungarn (heute Ukraine) als Elisabeth Ettel geboren. Kurz danach zog die Familie nach Wien. Der später berühmte Gruppentherapeut Jacob Moreno, der als Medizinstudent Hauslehrer in ihrer Familie war, gab ihr nach eigenen Worten den Anstoß zur Bühne zu gehen. Ihre Ausbildung begann Bergner im Alter von 14 Jahren an privaten Schauspielschulen und später am Konservatorium in Wien, für das sie ein Stipendium erhalten hatte. Sie debütierte 1915 am Theater in Innsbruck. Ihre erste Filmrolle erhielt sie 1922 in „Der Evangelimann“.
Der große Durchbruch gelang 1923 am Lessing-Theater in Berlin als Rosalinde in „Wie es euch gefällt“ von Shakespeare. Danach war „Ganz Berlin in sie verliebt“, sagte der Theaterregisseur Fritz Kortner. Auch der Schriftsteller Kurt Tucholsky war begeistert. „Bergner! Bergner! rief die Galerie. Und wir, die wir dabei waren, nuckelten mit dem Kopf und segneten sie und wünschten ihr alles Gute. Betend, daß Gott sie erhalte, so jung, so schön, so hold. Und daß der Film ihr fernbleibe …“ schrieb Tucholsky über sie in der „Weltbühne“. Der Film blieb ihr nicht fern – im Gegenteil. Sie arbeitete ab 1924 ausschließlich mit dem Regisseur Paul Czinner zusammen, der auch privat ihr Partner wurde. Mit ihm drehte sie in den 1920er-Jahren Filme wie „Nju – Eine unverstandene Frau“, „Liebe“ und „Dona Juana“. Als Juden flohen Bergner und Czinner, inzwischen verheiratet, 1933 vor den Nationalsozialisten nach Wien, dann nach London. Den Umstieg vom Stumm- zum Tonfilm schaffte die Schauspielerin mühelos, lernte Englisch und konnte an ihre Film- und Theatererfolge anknüpfen. Für ihre Rolle in „Verlass mich niemals wieder“ erhielt sie 1935 eine Oscar-Nominierung.
1942 siedelte das Paar in die USA über. Ihr einziger dort gedrehter Film, der Anti-Nazi-Streifen „Paris Calling“ entstand 1941. Bergner arbeitete unter anderem mit Bertolt Brecht und W.H Auden zusammen, engagierte sich für Flüchtlinge und gehörte zu den Mitunterzeichnern des „Council for a Democratic Germany“.
Elisabeth Bergner kehrte 1951 nach London zurück. Die Stadt blieb bis zu ihrem Tod 1986 ihr Lebensmittelpunkt.
Die Gedenktafel am Haus Faradayweg 15 wurde am 12. Mai 2016 enthüllt. In Steglitz wurde ein Park an der Schildhornstraße nach ihr benannt.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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