Esra Kosan ist Berlins jüngste Zahnärztin
Rekordverdächtig: Mit gerade mal 22 Jahren ist Esra Celin Kosan Berlins jüngste Zahnärztin. Erst kürzlich hat sie ihr Staatsexamen bestanden. Aber das ist kein Grund zum Ausruhen, denn jetzt soll die Doktorarbeit schnell fertig werden.
Natürlich ist sie stolz auf ihre Leistung, wenn auch nicht wegen ihres jugendlichen Alters. „Die Erfahrung, dass ich es kann, war wichtig“, sagt sie, „es war schon ein ehrgeiziges Programm zu absolvieren.“ 16 Prüfungen mussten bestanden werden, bis sie das Staatsexamen-Zeugnis und die Approbation in der Tasche hatte.
Die Antwort auf die Frage, warum sie Zahnmedizin und nicht Allgemeinmedizin studierte, ist auf den ersten Blick erstaunlich, dann aber nachvollziehbar. „Mir ist die soziale Komponente wichtig, der regelmäßige Kontakt zu den Patienten. Zum Arzt gehen die meistens Menschen nur bei akuten Beschwerden, zum Zahnarzt in regelmäßigen Abständen – sollten sie zumindest wegen der Vorsorge. So kann man ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen.“
Den ganzen Menschen betrachten
Den ganzen Menschen betrachten will sie, über die pure Behandlung hinaus. „Oft erzählen sie etwas von sich, aus ihrem Leben.“ Diese Erfahrung hat Esra Kosan während der Praxisstunden an der Zahnklinik der Charité gemacht. Manche, die seit Jahren in die Klinik kommen, kennt sie mittlerweile. „Wir hatten mal einen sehr lustigen Patienten. Der hat mir zu Weihnachten die DVD des Films ,Der kleine Horrorladen‘ geschenkt, weil darauf der Song ist ,I‘m your Dentist‘“.
Dass ihre Fähigkeiten wegen ihrer Jugend angezweifelt wurden, sei kein einziges Mal vorgekommen, weder bei den Kollegen noch bei den Patienten. „Mein Alter spielte nie eine Rolle.“
So früh so weit gekommen zu sein, hat Gründe. In der vierten Klasse fand Esra den Unterricht nicht mehr so spannend, langweilte sich sogar. Nach einem Test stellte sich heraus, dass sie hochbegabt war, wechselte die Schule, übersprang die achte Klasse, bestand mit 16 Jahren das Abitur. In den Ferien jobbte sie in der Apotheke ihrer Mutter, machte ein Praktikum bei einer Zahnärztin. „Das hat mir sehr gut gefallen.“ Nach der Schule absolvierte sie ein Pflegepraktikum im Krankenhaus Waldfriede.
Obwohl ihr Interesse an der Zahnmedizin groß war, hat sie sich an der Freien Universität Berlin noch über die Studienfächer Geschichte, Biologie, Architektur und Musik informiert. Aber die Entscheidung für das Studium an der Charité fiel dann schnell.
Für ihre Doktorarbeit hat sich Esra das Fachgebiet Endodontologie gewählt. Darin geht es unter anderem um Wurzelbehandlungen. Nach der Doktorarbeit muss sie zwei Jahre als Assistenzärztin arbeiten, um die Kassenzulassung zu erhalten. Welche Fachrichtung sie später einschlagen wird, weiß sie noch nicht genau. „Ich kann mir vorstellen als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni tätig zu sein, dort kann ich forschen, lehren und Patienten behandeln.“
Bei aller Zielstrebigkeit und einem straffen Arbeitstag nimmt sich Esra aber noch Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Sie wohnt noch bei ihren Eltern in Dahlem. Dort steht ein Klavier, an das sie sich gerne setzt, um zu entspannen. Unterricht bekam sie bereits mit sechs Jahren. „Mit Musik kann ich gut Emotionen rauslassen.“ Auch Reisen gefällt ihr, Island würde sie interessieren, „dort gibt es ein spannendes Klima“. Und nach China will sie unbedingt wieder, in der 10. Klasse war sie dort als Austauschschülerin. „Ich möchte meine Gastschwester von damals besuchen, und vorher will ich anfangen, Mandarin zu lernen.“
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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