„Völlig sinnlos“
Tierversuchsgegner protestieren vor der Domäne Dahlem gegen Tierversuche am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität
Selten dürften die Meinungen soweit auseinanderliegen wie in der Frage, inwieweit wissenschaftliche und medizinsiche Versuche an Tieren notwendig sind. Regelmäßig mobilisieren Tierversuchsgegner ihre Anhänger, so auch am 15. August.
An diesem Tag fanden bundesweit Mahnwachen vor Tierversuchslaboren statt. Als Mitglied des Ende 2017 ins Leben gerufenen Bündnisses „Berlin gegen Tierversuche“ veranstaltete der Verein „Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg“ einen stillen Protest vor der Domäne Dahlem an der Königin-Luise-Straße. Die Aktivisten hielten Plakate und Banner mit Aufschriften wie „Grausamkeiten haben keine Rechtfertigung“, „Tierversuche völlig sinnlos“, „Du sollst keine Tiere quälen“ oder „Aussstieg aus dem Tierversuch“ hoch und verteilten Informationsflyer. Seit 1978 setzt sich der Verein der Tierversuchsgegner für ein Ende von Tierversuchen und die Förderung von Forschungs- und Testmethoden ein, die ohne Versuche an Tieren auskommen. Gleichzeitig will der Verein erreichen, dass die Tierrechte gestärkt werden und die Öffentlichkeit für die Not der Tiere sensibilisiert wird.
„Hinter der Domäne befinden sich Tierversuchslabore der Freien Universität“, erklärte Astrid Raasch, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der „Tierversuchsgegner“ anlässlich der Aktion. Dort sollen laut Raasch an Hunden, Katzen, Schweinen und Rindern Futtermittel getestet werden.
Versuchstests auch an Hunden
Der Fokus der Mahnwache in Dahlem lag jedoch auf dem Hund als Versuchstier. Der Vierbeiner sei nach 2013 erneut „Versuchstier des Jahres“ des Bundesverbandes der Tierversuchsgegner, erläuterte Astrid Raasch. Aufmerksam gemacht werden soll auf Giftigkeitstests an Hunden in der Chemikalien- und Arzneimitteltestung.
„2018 sind in Deutschland 3979 Hunde in Versuchslaboren eingesetzt worden, 143 davon in der Hauptstadt. 99 Tierversuchslabore soll es laut einer Anfrage von 2017 in Berlin geben. Eines davon befindet sich am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin“, erklärt der Sprecher des Bündnisses „Berlin gegen Tierversuche“, Marc Schlösser.
Atemnot, Lähmungen und Krämpfe
Hunde würden besonders häufig bei Giftigkeitsprüfungen eingesetzt, führt Schlösser weiter aus. „Die Tiere erleiden dabei mitunter grauenvolle Schmerzen. Je nach Prüfsubstanz können Symptome wie zum Beispiel Atemnot, Lähmungen und Krämpfe auftreten. Eine wahre Tortur für die Tiere, die oftmals mit dem Tod endet“, sagt Schlösser.
Das im Land Berlin für die Genehmigung und Kontrolle von Tierversuchen zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) veröffentlicht alljährlich einen Bericht. Danach waren 2018 in Berlin 71 Einrichtungen tätig, die im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten Versuchstiere gehalten beziehungsweise Tierversuche durchgeführt haben. In dem Jahr wurden beim Lageso 219 Tierversuchsanträge genehmigt und acht zurückgewiesen. Darüber hinaus wurden 91 Tierversuchsvorhaben angezeigt.
FU zu keiner Stellungnahme bereit
Das Lageso führte 60 Kontrollen durch. Bei fünf wurden Mängel festgestellt und Maßnahmen zu deren Behebung angeordnet. Bei 23 Kontrollen kam es zu Beanstandungen. In einem Fall wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Es gab eine Verwarnung. Sieben weitere eingeleitete Verfahren sind noch nicht abgeschlossen.
Die Berliner Woche hätte auch gerne eine Stellungnahme der Freien Universität Berlin zu ihren Tierversuchen und dem Protest dagegen veröffentlicht. Eine Anfrage dieser Zeitung ließ die FU jedoch bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.