„Der Namensgeber war ein bekennender Antisemit“
AStA der Freien Universität Berlin will den Henry-Ford-Bau umbenennen
Der Henry-Ford-Bau mit dem Audimax ist das repräsentativste Gebäude auf dem Campus der Freien Universität (FU) Berlin. Jetzt fordert der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) die Umbenennung des Baus. Die Begründung: Der Namensgeber sei nachweislich ein bekennender Antisemit gewesen.
Bereits 2007 hatte der AStA die Forderung erhoben, den Henry-Ford-Bau, Garystraße 35, umzubenennen. Anlass für den aktuellen, erneuten Versuch ist ein Antrag der Beuth-Hochschule für Technik in Wedding auf eine Namensänderung, dem der Akademische Senat Ende Januar zustimmte. Der Namensgeber Christian Peter Wilhelm Beuth hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts antisemitische Positionen unterstützt. In diesem Zusammenhang will der AStA die Umbenennung des Henry-Ford-Baus forcieren.
Henry Ford (1863-1947), Gründer der Ford Motor Company und Erfinder des Fließbandes, publizierte antisemtische Schriften wie „The International Jew, the World’s Foremost Problem“ (Der internationale Jude – Ein Weltproblem) und die „Protokolle der Weisen von Zion“, ein Manifest, das sich gegen Juden, Sozialisten, Liberale und Freimaurer richtete. The International Jew wurde nach der Übersetzung ins Deutsche zu einem festen Bestandteil der antisemitischen Propaganda der Nationalsozialisten wurde.
Ford hatte enge Verbindungen zum NS-Regime. 1938 wurde ihm als erstem US-Amerikaner das Großkreuz des Deutschen Adlerordens, die höchste Auszeichnung für Ausländer in Nazi-Deutschland, verliehen. Adolf Hitler persönlich hielt die Laudatio. Aufgrund dessen antisemitischer Schriften hatte er Ford bereits Anfang der 1930er-Jahre als seine Inspiration bezeichnet. Dass Ford Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in seinen Werken einsetzte, sei inzwischen gut belegt, wie der AStA mitteilt. In einem Bericht der Ford Motor Company Archives sei von bis zu 1900 Zwangsarbeitern, überwiegend ostdeutschen Kriegsgefangenen, die Rede.
Kein Hinweis auf Henry Ford II
„Dass Ford ein Antisemit war, und sein Vermögen, welches den Henry-Ford-Bau finanziert hat, auch auf der Ausbeutung von Opfern des Nationalsozialismus beruht, steht außer Frage“, sagt Fabian Bennewitz, an der FU Referent für Hochschulpolitik. Die Umbenennung der Beuth-Hochschule habe gezeigt, dass eine Distanzierung von Antisemiten notwendig und möglich sei. „Solch eine Distanzierung fordern wir jetzt vom Präsidium der FU“, sagt Bennewitz. Die Argumentation des Präsidiums, der Bau sei nach Henry Ford II benannt, sei bekannt, aber wenig stichhaltig. In den Unterlagen des Akademischen Senats zur Benennung des Baus finde sich kein Hinweis auf Henry Ford II, und auch auf der Webseite über die Geschichte des Gebäudes tauche dieser nicht auf. Fakt ist, dass Henry Ford II (1917-1987) mit den Mitteln seines Großvaters die Ford Foundation gründete. Die Stiftung finanzierte mit 8,1 Millionen Mark den 1954 fertig gestellten Henry-Ford-Bau. Das FU-Präsidium lasse den Ursprung des Vermögens als Geldgeber aber außer Acht.
Der AStA fordert den Akademischen Senat und das FU-Präsidium jetzt auf, ein transparentes Verfahren zur Umbenennung einzuleiten.
Der Steglitz-Zehlendorfer CDU-Wahlkreisabgeordnete Adrian Grasse und der CDU-Abgeordnete Hans-Christian Hausmann bezeichnen die Aktion des AStA als peinlich. „Der prominente Bau der FU ist nach dem Enkel von Henry Ford benannt, der mit den antisemitischen Kampagnen seines Großvaters nichts zu tun hatte.“ Die Abgeordneten empfehlen dem Senat, in geeigneter Weise zu unterlegen, dass der Henry-Ford-Bau nach dem Enkel und nicht nach dem umstrittenen Großvater benannt wurde. „Das würde uns weitere Umbenennungsdebatten ersparen.“
Goran Krstin, Sprecher von FU-Präsident Günter M. Ziegler, erläutert: „Dokumenten aus dem Universitätsarchiv ist zu entnehmen, dass die Idee der Namensgebung auf eine Initiative aus dem Jahr 1952 zurückgeht.“ Da die Ford Foundation den Bau finanziert hatte, sollten die Stifter mit der Benennung geehrt werden. „Uns liegen keine Hinweise vor, dass Henry Ford II eine antisemtische Haltung vertreten hat“, sagt Krstin. Die Unversitätsleitung stehe aber einem Gedankenaustausch offen gegenüber.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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