Steglitz-Zehlendorf ist denkmalreichster Bezirk Berlins
Ist doch der Bezirk Steglitz-Zehlendorf laut Haspel der denkmalpflegerisch am besten dokumentierte und denkmalreichste Bezirk Berlins, wobei sich die meisten Denkmale auf dem Gebiet des Altbezirks Zehlendorf befinden. Dazu zählen neben Schlössern, Kirchen und Parks, unter anderem die Villa Liebermann, das Haus der Wannseekonferenz, Wohnsiedlungen, Bahnhöfe und Schulen.
Doch wie geht man um mit dem Erbe? Obwohl inzwischen längst entschieden, schwelt der Konflikt über den Umgang mit dem Jagdschloss Glienicke noch immer. Während Lehmann-Brauns der neobarocken Fassade von Albert Geyer aus dem Jahre 1889 nachtrauert und mehr Einfluss des Bezirks auch auf ästhetische Belange fordert, bekennt sich Haspel nach wie vor zum Glaserker von Max Taut aus den Jahren 1963/64.
Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde der Schlosspark von seinem Umland getrennt und war nur noch von der Königstraße aus zugänglich. Deshalb sei der Glaserker, der die Sicht auf den Park öffnet, Teil der Geschichte des kalten Krieges zwischen Ost und West. Im Gegensatz zum SED-Regime, das beispielweise das Stadtschloss abgerissen habe, habe man sich im Westteil Berlins mit dem Jagdschloss Glienicke der Geschichte gestellt. Und diese sei eben nicht immer schön. "Nicht der Originalzustand, sondern der historische Zustand ist der bedeutendere", begründete Haspel seine Position.
Max Taut ist übrigens der jüngere Bruder des Architekten Bruno Taut, der in Zehlendorf die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Waldsiedlung Onkel Toms Hütte und die Wohnstadt Carl Legien schuf.
Jörg Haspel würdigte die gelungene Sanierung des Herrenhauses der Domäne Dahlem und deren landwirtschaftliche und museale Nutzung. "Das alt ehrwürdige Herrenhaus im Verbund mit Kirche und Gutsbesitz" ist für Jörg Haspel "ein außergewöhnlicher Ort".
Das Herrenhaus von 1560 ist zudem das älteste erhaltene Wohngebäude Berlins. Zum Streit über die Verglasung der Remise auf dem Gelände der Domäne für eine ganzjährige gehobene gastronomische Nutzung zeigte sich der Landeskonservator bedauerlicherweise kaum informiert.
Obwohl er die Angst des Fördervereins vor einer wachsenden Kommerzialisierung verstehe, so Haspel müsse sich ein Denkmal wie die Domäne Dahlem auch rechnen. Das gehe nicht ohne Kompromisse.
Eine einst von der Freien Universitär (FU) geplante Turnhalle in Hightech-Architektur à la ICC auf dem von ihr zeitweilig genutzten Areal der Domäne Dahlem konnte die CDU in einem über 30 Jahre währenden Kampf immerhin verhindern. Darauf ist Uwe Lehmann-Brauns heute noch stolz.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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