Streit um fünf Meter hohe Lärmschutzwände vor Wohnanlage
Für den Bezirk unabdingbar, um eine Skatebordbahn zu retten, für viele Anwohner Zündstoff: "Da werden die Kinder eingesperrt wie im Zoo." In unmittelbarer Nachbarschaft der entstehenden Miet- und Eigentumswohnungen liegt das deutsch-englische Kinderhaus "Tom Sawyer" des Unionhilfswerks und die bezirkliche Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) G. Marshall mit Bolzplatz, Skateboardbahn und einem Areal für eine Mountainbike-Bahn. An diesen drei Flächen werden die Lärmschutzwände hochgezogen. Sie sollen eine Begrünung erhalten, zudem ist eine integrierte Kletterwand geplant.
Anne Pallada, Leiterin der Tom-Sawyer-Kita mit 110 Kindern, hält die Wände für ein gesellschaftspolitisch völlig unmögliches Signal: "Die bauen hier einen Grenzverlauf auf." Sie versteht die Notwendigkeit der Mauern nicht. Es habe noch nie Klagen über Lärm gegeben. Vor allem gebe es in den Verträgen der Urban Village einen Passus, der Klagen der Mieter ausschließe. Auch ihre Kita-Kinder nutzen die Anlagen teilweise. Und was die etwas Älteren betrifft, hätten sie in dieser Ecke keine anderen Spiel- und Sportmöglichkeiten. "Wenn die Plätze durch die Wände nicht mehr attraktiv sind, treffen sich die Jugendlichen vielleicht in den Siedlungen, auch in der neuen Anlage."
Für Anwohnerin Christiane Zander ist die Lärmschutzwand eine Mauer, die die Kinder und Jugendlichen einschließt wie im Zoo. "In der JFE werden auch Teenager aus der Bisalski-Schule mit Förderbedarf betreut. Von daher ist das Areal kein Sportplatz, sondern ein Spielplatz und ein pädagogisches Angebot auch für das Erlernen sozialer Fähigkeiten, was durch die Wände erschwert wird."
Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU), zuständig für Stadtentwicklung, verweist auf Messungen, nach denen vor allem die Skatebordbahn zu laut sei. "Zwar gibt es im städtebaulichen Vertrag mit Stofanel den Klageverzicht, aber das war uns zu wenig, deshalb bestanden wir auf den Wänden, um die Bahn dauerhaft zu schützen."
Vertraglich ist der Investor also zum Bau der Lärmschutzwände verpflichtet. Sie kosten ihn rund 350 000 Euro.
Ein weiterer Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will, befürchtet ebenfalls, dass die Wände Schaden anrichten, die Sportanlagen unbenutzbar machen. "Ich habe mit vielen
Eltern und Nachbarn gesprochen. Die ausschließliche Meinung: Die Mauer muss weg." Er hält eine mit 2,50 Meter Höhe deutlich niedrigere Wand vor der Skaterbahn für "wahrscheinlich mehr als ausreichend", die beiden anderen könnten durch dichte Büsche und Bäume ersetzt werden. "Erfahrungsgemäß hat dies schon eine hohe Lärmschutzwirkung."
Christiane Zander spricht ebenfalls von Nachbarn, die stehen bleiben und sich über die Wände aufregen. Sie will jetzt Handzettel verteilen und hofft, Mitstreiter mobilisieren zu können.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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