Die Kirchengemeinde Dahlem organisiert Deutschunterricht für Flüchtlinge
200 Menschen leben seit Mitte Dezember in der zur Notunterkunft umfunktionierten Turnhalle der Freien Universität Berlin in der Königin-Luise-Straße. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Kosovo. Im Gemeindehaus in der Thielallee fühlen sie sich aufgehoben. Die Neugier auf die noch fremde Sprache ist groß, die Stimmung bestens. Gelernt wird in kleinen Gruppen. In der Mehrzahl sind die Schüler zwischen 20 und 30 Jahren alt. Die Jüngeren sind inzwischen in Willkommensklassen untergebracht.
"Its difficult to learn", versucht Amin aus dem Iran auf Englisch zu erklären. Aber er weiß, wie "important", wie wichtig es ist, sich Deutschkenntnisse anzueignen. "Wir lernen every day", sagt Kanishka aus Afghanistan. "But its also fun". Nicht nur ihm, auch seiner Frau Yasamin macht es Spaß. Die beiden erscheinen jeden Morgen pünktlich zum Unterricht.
Für Dagmar Schönewald, Lehrerin in Rente, ist das ein Phänomen. "Sie sind so lernwillig, ich bekomme sehr viel zurück", erzählt sie. Früher, man kenne das ja, seien die Schüler nach dem Ende einer Stunde immer gleich rausgerannt. Sie ist seit zehn Wochen als Ehrenamtliche dabei. Inzwischen hat sie auch einen speziellen Schüler: "Er hat Sprachprobleme, oft lerne ich mit ihm alleine." Inzwischen habe er Vertrauen gefasst.
Berit Blumenthals Tochter hat Gleichaltrige in einer Willkommensklasse kennengelernt. "Die sind genau wie wir, hat sie mir erzählt. Das sei ganz anders als immer nur in den Nachrichten von ihnen zu hören." Berit ist zwar keine Lehrerin, hat sich aber spontan entschlossen, mitzumachen. Der Eindruck nach ihrer ersten Stunde: "Unser Wissen wird uns von den Lippen abgelesen, das ist toll."
Donata Dörfel, Pfarrerin in der Kirchengemeinde Dahlem, ist diejenige, die die Deutschstunden für die Flüchtlinge organisiert. "Anfang Januar hatten wir eine Schnupperstunde. Das Interesse war so groß, dass wir jeden Tag Unterricht anbieten wollten." Mit Unterstützung des Willkommensbündnisses Steglitz-Zehlendorf waren schnell die ersten ehrenamtlichen Lehrer gefunden, inzwischen sind es über 30. Nach der Motivation für ihr Engagement gefragt, sagt Dörfel: "Sprache ist doch der Schlüssel zu allem. Auch wenn nicht alle Erfolg mit ihrem Asylantrag haben, sie können es wieder versuchen und sprechen dann schon etwas Deutsch." Die Hilfe gehe über den Sprachunterricht hinaus: "Wir begleiten die Menschen zu Ämtern, helfen ihnen beim Ausfüllen von Formularen." Sogar Freundschaften seien entstanden. "Die Schüler werden zum Kaffee eingeladen oder zum Spaziergang um die Krumme Lanke." Neben dem Lerneffekt sei auch es sehr wichtig, den Bewohnern der Turnhalle eine Struktur für den Tag mitzugeben. "Verständlich, dass manche durchhängen. Es gibt keine Privatsphäre. Was sollen sie den ganzen Tag tun?"
Donata Dörfel sieht die Arbeit der Kirchengemeinde als Start in die Integration. Der Erfolg gibt ihr Recht. Oder ganz einfach gesagt: "Danke, liebe Donata". Mit diesen Worten verabschiedet sich Amin aus dem Iran am Ende des Unterrichts. Auf Deutsch.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.