Oskar-Helene-Heim war einst eine Modelleinrichtung

Oskar Pintsch und seine Frau Helene stifteten eine Million Goldmark für die Errichtung des nach ihnen benannten Heims. | Foto: Kulturamt Steglitz-Zehlendorf
  • Oskar Pintsch und seine Frau Helene stifteten eine Million Goldmark für die Errichtung des nach ihnen benannten Heims.
  • Foto: Kulturamt Steglitz-Zehlendorf
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Dahlem. Eine Informationstafel erinnert jetzt an den Standort des Oskar-Helene-Heims am gleichnamigen U-Bahnhof. Am Sonnabend, 4. Oktober, 14 Uhr, wurde sie enthüllt.

Die Einweihung des "Oskar-Helene-Heims für Heilung und Erziehung gebrechlicher Kinder" wurde am 27. Mai 1914 im Beisein der Deutschen Kaiserin Auguste Viktoria gefeiert. Wie nötig eine solche Einrichtung war, wurde schon Jahre zuvor durch den schlechten Gesundheitszustand Berliner Kinder und Jugendlicher deutlich. 1907 stellten Schulärzte bei jedem vierten Erstklässler Symptome der Mangelkrankheit Rachitis fest. Bei den Neun- bis 14-Jährigen war Knochen- und Gelenktuberkulose die häufigste Todesursache. Einen gesetzlichen Anspruch auf medizinische Behandlung gab es für Menschen mit körperlichen Behinderungen nicht.

Ebenfalls 1907 gründeten Verwaltungsbeamte, Geistliche und Ärzte den "Krüppelkinder Heil- und Fürsorgeverein für Berlin und Brandenburg". Der Fabrikant Oskar Pintsch und seine Frau Helene stifteten eine Million Goldmark für die Errichtung des nach ihnen benannten Heims. Der Chirurg Konrad Biesalski überzeugte die Armenbehörden, die Kosten für die Behandlung und Ausbildung seiner Patienten zu tragen. Die Mädchen wurden in Zusammenarbeit mit dem Lette-Verein zu Fotografinnen und Röntgenassistentinnen ausgebildet, männliche Jugendliche konnten traditionelle Handwerksberufe erlernen.

Im Ersten Weltkrieg machte die Rehabilitation der "Kriegskrüppel" das Oskar-Helene-Heim zu einer der bekanntesten Kliniken des Deutschen Reiches. Nach Kriegsende verschlang die Inflation das Vermögen der Stiftung.

In der frühen Weimarer Republik gab es dann eine verbesserte Sozialpolitik. Die Preußische Landesversammlung verabschiedete 1920 ein "Gesetz für Krüppelfürsorge". Es garantierte die Behandlung und Ausbildung körperbehinderter Kinder nach dem hier entwickelten Modell.

Dieses Modellprojekt endete 1933 durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Unter der Leitung des Orthopäden und SS-Offizier Lothar Kreuz diente die Klinik bald ausschließlich militärischen Zwecken. 1945 wurde das Hauptgebäude durch Brandbomben zur Hälfte zerstört.

Der Wiederaufbau wurde von der US-Armee unterstützt. Bewährungsproben waren die Polio-Epidemie von 1947 und die Contergankatastrophe 1957-1961. Ab 1954 bis zur Schließung des Standortes 2000 war das Oskar-Helene-Heim die orthopädische Universitätsklinik der Freien Universität Berlin.

Auf dem Gelände des ehemaligen Heims entsteht derzeit der "Oskar-Helene-Park" der Wohnkompanie Berlin mit rund 130 Wohneinheiten und einem Gesundheitszentrum.

Seit 2008 werden im Bezirk die einheitlich gestalteten Stelen aufgestellt, diejenige für das Oskar-Helene-Heim ist die Nummer 18. Die Entwürfe stammen von der Künstlerin Karin Rosenberg.

Ulrike Martin / uma
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 469× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 434× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 869× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.